Aufgrund einer, krankheitsbedingt, verpassten Schulung bekam ich, unerwartet, eine gute Woche im Januar frei. Da Max zu dem Zeitpunkt auch noch Schulferien hatte, lag es natürlich nahe unser Wohnmobil zu packen und ein paar Tage in die Berge zu fahren. Stellte sich nur noch die Frage wohin! Am liebsten wäre uns ein Stell- / Campingplatz direkt am Lift, aber solche Plätze sind leider eher rar gesät und die wenigen, die es gibt, gerne ausgebucht.
Hilfe gab es in Form eines Stellplatztips aus dem Wohnmobilforum. -
> klickTolle Bilder und durchweg positive Eindrücke der Berichterstatter ließen mich kurzerhand mit dem Campigplatzbetreiber in Kontakt treten. Dieser teilte mir mit, dass noch reichlich Platz wäre und eine Reservierung nicht nötig sei.
Am 31.12.2009 packten wir unser Wohnmobil mit genügend Kleidung, Lebensmittel und Gas für eine Woche, stellten es über die Sylvesternacht aber nochmal in die Halle, um es vor etwaigen Raketenbeschuß zu schützen.
01.01.2010
Größere Kartenansicht Wörth - Kals a.Gg
Gegen frühen Vormittag hatten wir das Haus soweit aufgeräumt, dass wir guten Gewissens Richtung Österreich aufbrechen konnten. Da ich bezüglich der letzten Kilometer bis zum Campingplatz aufgrund der Höhe, Schneesituation und Straßenbreite etwas skeptisch war, wollte ich unter allen Umständen noch bei Tageslicht ankommen. Der Campingplatz befindet sich nämlich auf immerhin gut 1500 m, noch oberhalb von Kals. Allerdings hatte uns der Campigplatzbetreiber versichert, das die Zufahrt kein Problem sei - notfalls würde er uns mit dem Traktor hochschleppen. Das hatte ich, naiver Weise, als Scherz verstanden.
Nachdem wir durch durchweg grüne Landschaften bis auf über 1000 m, den Felbertaunerntunnel und einige Serpentinen hoch nach Kals gefahren waren, wußte ich plötzlich, das es kein Scherz war: Die Tage zuvor hatte es anscheinend noch geschneit und schon in der Ortschaft fuhr man auf einer, zwar kompakten, aber geschlossenen Schneedecke. Zu allen Überfluß bog ich kurz vor dem Ziel falsch ab, so dass wir mitten in der Ortschaft in einer recht steilen, engen Gasse zum Halten kamen. Obwohl wir schnell den richtigen Weg erkannt hatten, befürchtete ich beim Anfahren am Hang schon das Schlimmste: Ist unser Womo zwar mit Winterreifen, aber auch mit Vorderradantrieb und einer klaren Hecklastigkeit ausgestattet... Da half nur "Augen zu und durch!": Gott sei Dank! Die Traktion war mit uns! Ohne Probleme und mit neuem Selbstbewußtsein fuhren wir zurück auf die richtige Route.
Mit dem Selbstbewußtsein war es dann aber schon schnell wieder vorbei, denn nun erwartet uns eine ca. 1000m lange, enge und steile Bergaufpassage, die ich im 2. Gang und hoher Drehzahl in Angriff nahm, hoffend, dass kein Gegenverkehr uns den Schwung nehmen würde. Aber wir hatten wiederum Glück. Kurz darauf verkündete unser Navi stolz: "Sie haben Ihr Ziel erreicht" und die Straße nähert sich wieder der Horizontalen, nur: Vom einem Campingplatz weit und breit keine Spur! Stattdessen befanden wir uns auf einem verschneiten Waldweg mitten im Hochgebirge...
Langsam tasteten wir uns weiter, bis Sonja schließlich einen kleinen Wegweiser entdeckte, der uns zum Campingplatz einen schmalen Weg den Hang hinab schickte. Das Gefälle schien mir so groß, das ich mir ganz sicher war: Sollten wir da falsch sein, würden wir wohl nicht mehr aus eigner Kraft zurück kommen und ob der ADAC einen hier heraushelfen könnte.....
Egal - das Schild war eindeutig, also ging es hinab und wenig später standen wir tatsächlich erleichtert vor der Rezeption des gesuchten Platzes! Meine erste Frage lautete, ob hier schon jemals jemand den Platz vor der Schneeschmelze wieder verlassen hätte, was aber gleich bejahrt wurde. Es hieß: Wer den Berg hinaufgeschafft hat, schafft es in der Regel auch wieder zurück. Na Prima.
Da die Sonne schon hinter den Berg verschwand und die Temperatur deutlich sank, beeilten wir uns, einen schönen Stellplatz auszusuchen. Bald war ein netter Fleck in der Nähe einer sympathisch wirkenden Familie gefunden und wir rangierten unser Womo auf den Platz und richteten uns für die kommende Woche ein. Die Kinder verschwanden glücklich mit dem Schlitten im reichlich vorhandenen Schnee.
Nachdem Sonja und ich Isolierhaube installiert, Strom angeschlossen und die Sanitäranlagen ausgiebig erkundet hatten, war es schon Zeit für das Abendbrot, welches Sonja im Womo zubereitete. Danach ließen wir den Abend ausklingen und genossen die wohlige Wärme in unserer mobilen Behausung, froh, es bis hierher geschafft zu haben.
Blick von unserem Stellplatz über den Campingplatz auf die Piste
02.01.10
Schon am gestrigen Abend hatte es angefangen zu schneien und Schnee war laut Wetterbericht auch heute zu erwarten. So wunderte es uns nicht, als nach dem Aufwachen Schneeflocken vor unserem Fenster tanzten. Weil auch der Wind kräftig aufgefrischt hatte, beschlossen wir, uns den Skipass für den heutigen Tag zu sparen und stattdessen mit den Schlitten in den Ort zu rodeln, um dort die Lage zu erkunden. Außerdem hatten wir erfahren, dass man die anfallenden Gebühren am Campingplatz nur bar begleichen konnte, also mussten wir uns auch gleich noch nach einem Geldautomaten umschauen.
Gesagt, getan! Wir genossen die rasanten Abfahrt über die, direkt am Campingplatz gelegene, Piste ins Tal und erreichten schon bald Großendorf, den Nachbarort von Kals, in dem sich die Seilbahn zum Skigebiet befinden. Dort versorgten wir uns mit einem Skipass für die nächsten Tage und meldeten Max zur Skischule an. Eigentlich wollte auch Justus in die Skikindergarten, aber dieser fand nur vormaittags für 2 Stunden statt und kostete immerhin 32 €. In unseren Augen zu teuer und für Sonja und mich auch zu kurz, um gemeinsam die Pisten unsicher zu machen.
Der Ort selbst gefiel uns sehr gut: Klein und beschaulich, zum Teil sogar noch mit dampfenden Misthaufen vor den Türen der landwirtschaftlich genutzten Gebäude. Keine Hotelanlagen verschandelten das Bild. Einzig die moderne Talstation der Gondelbahn erinnert an die touristische Nutzung. Herrlich! Auch wenn zu erwarten ist, das es mit damit nicht mehr lange her ist, da die Tourismusbranche, Klimawandel sei Dank, nach hochgelegen Sikgebieten lechzt und ein Ausbau wohl schon beschlossene Sache ist...
Großendorf und - rechts am Bildrand - Kals aus dem Sessellift heraus fotografiert
Die "Hauptstrasse"
Inzwischen stellte sich heraus, das es in Großendorf keinen Geldautomaten gibt, was nicht weiter verwunderte, da auch kein Bäcker, Lebensmittelgeschäft oder ähnliches vorhanden ist. Also schwangen wir uns wiederholt auf unsere Schlitten, um das Tal hinab bis ins nächste Dorf - diesmal handelte es sich um Kals selbst - zu fahren, wo es eine Bank geben sollte.
Runter ging es noch leicht...
Dort wurden wir auch gleich fündig und mit frischen Geldreserven sollte es wieder zurück zum Womo gehen. Jetzt aber war sportlicher Einsatz gefragt, denn wie es halt so ist, dort wo man gut Schlitten fahren kann geht es meist nunmal bergab und jetzt wollte der Berg wieder erklommen werden.
Der Rückweg war da schon ein wenig beschwerlicher...
Gut zwei Stunden waren wir unterwegs, wobei die Kälte und der immer noch recht kräftig Wind besonders unseren Kinder ganz schön zusetzte. Ein Pause in Großendorf zum Aufwärmen und Würschtl essen machte den Weg dann aber doch einigermaßen erträglich. Unnötig zu erwähnen, dass wir fast direkt nach dem Abendessen allesamt todmüde ins Bett fielen. Aber nicht bevor Sonja und ich im Spülenraum nähere Bekanntschaft mit einem Ehepaar aus Kassel, einer Familie aus Kiefersfelden und einer Familie aus Gronau machten, mit denen wir in den folgenden Tagen viel Spaß haben sollten!
03.01.10
Heute morgen wachten wir bei strahlender Sonne, aber eiskalten Temperaturen auf! Das Thermometer zeigt deutlich unter -10 Grad an und sollte diesen Bereich in den kommenden Tagen auch nicht mehr verlassen!
Nach einem gemütlichen Frühstück machten sich Sonja und Max gleich auf Richtung Skischule, die um 09.45 Uhr beginnen solllte und Justus und ich erkundeten mit Kamera und Schlitten die nähere Umgebung! Dabei nutzte ich die Gelegenhiet auch ein paar Bilder von dem wirklich absolut empfehlenswerten Campingplatz, sofern man sich die Anfahrt zutraut, zu machen.
Das Campingplatzgebäude mit allen Einrichtungen wie Skiraum, Sanitäranlagen, Spülraum, Waschraum, Rezeption, und Entsorgungsraum
Das letzte Stück der Zufahrt
Blickrichtung Tal
Am Mittag kam dann Sonja von Ihrer ersten Runde im Skigebiet Kals / Matrei zurück. Ihr Eindruck war aber zwiespältig: Zwar war das Skigebiet für heutige Verhältnisse angenehm leer, allerdings war der Anspruch an das fahrerische Können recht hoch. Die wenigen blauen Pisten stellten sich als reine Ziehwege heraus, Die Anzahl der schwarzen Pisten ungewöhnlich hoch und dadurch die roten Pisten schnell abgefahren, da sich dort die ungeübteren Skifahrer tümmeln...
I
Genau hier liegt übrigens der Campingplatz
Ich beschloss, mir ein eigenes Bild zu machen und schnallte mir die Skier unter. Sonja hatte tatsächlich recht: Für ungeübte Fahrer stellten die Bedingungen schon eine Herausforderung dar. Dafür haben geübtere Fahrer umso mehr Spaß, besonders da das gesamte Gebiet sich dem Gelände anpasst (deshalb auch der höhere Schwierigkeitsgrad) und nicht einfach breite "Autobahnen" in den Fels gehauen wurde.
Um 15.30 Uhr holte ich Max am Treffpunkt der Skischule ab und zusammen fuhren wir beide nochmals den Sessellift hoch, um die Piste zu unserem Campingplatz zu erreichen.
Am Abend hatten wir uns mit den anderen Campern verabredet, um in kleiner Runde inmitten unserer Fahrzeuge (die aber weiträumig verteilt waren) ein Lagerfeuer zu machen. Klar waren unsere Kinder mit Begeisterung dabei. Also packten wir uns nach dem Abendbrot nochmal dick ein, das Thermometer sackte zwischenzeitlich auf -18 Grad, und versammelten uns zu heißem Orangensaft und Glühwein um das prasselnde Feuer.
04.01.10
Auch heute wurden wir durch einen herrlichen Sonnenaufgang zwischen den Bergspitzen geweckt.
Sonja und ich hatten uns darauf verständigt, dass sie auch in den nächsten Tagen vormittags auf der Piste unterwegs sein sollte, um die besseren Bedingungen zu der Zeit zu nutzen. Also verschwanden sie und Max gleich nach dem Frühstück in Richtung Skipiste.
Justus und ich räumten den Frühstückstisch ab, danach wollte Justus gleich zum Ski fahren übergehen, hatte er in den letzten Tagen doch Gefallen daran gefunden einen kleinen Hang am Campingplatz auf seinen Skiern runter zu rutschen. Allerdings waren doch ein paar vereinzelte Wolken am Himmel aufgetaucht, so das die Sonne immer wieder eine Auszeit nahm. Da die Temperatur auch am Tag unter -10 Grad verweilte, wurde es mir schnell zu kalt neben Justus im Schnee zu stehen. In der Rezeption hatte ich gehört, das es in der Nähe einen Weg den Berg hoch geben sollte, der zu einer, im Winter geschlossenen, Hütte führt. Diesen Weg würde von den Pistenraupen präpariert und sollte sich ganz hervorragend zum Rodeln eignen. Also schnappten wir uns unseren Schlitten und machten uns auf den Weg. Nachdem wir etliche höhenmeter überwunden hatten, war uns beiden wunderbar warm und nun bestand uns eine lange Schlittenabfahrt bevor, die wir auch gleich in Angriff nahmen.
Gerade rechtzeitig kamen wir zum Campingplatz zurück, denn Sonja und einige der anderen Familien kamen vom Skilaufen zurück. Stolz erzählte Justus von unserem Abenteuer und die ganze Gruppe beschloss, die Rodelabfahrt am Nachmittag einmal selbst auszuprobieren:
Der Weg hoch zur "Moaralm"
Nach meiner Rückkehr von meinem Nachmittagsturn erwartete mich noch ein besonderes Highlight: Einer der Camper sparte sich nämlich den teueren Skipass und erklomm, zum Teil mit seinen Kindern im Schlepptau, die Piste mit seinen Tourenski. Da ich dem Ausdauersport ja nicht abgeneigt bin und mich diese Art des Skisports immer schon fasziniert hatte, hatte ich ihm am Vortag Löcher in den Bauch gefragt, worauf er mir kurzerhand anbot, in seine Ausrüstung zu schlüpfen und die Sache vor Ort einfach einmal auszuprobieren. Das konnte ich natürlich nicht ablehnen!
Tatsächlich paßten mir die Tourenskischuhe wie angegossen und nach einer kurzen Einweisung in Material und Technik machte ich meine ersten Schritte bergan! Unnötig zu erwähnen, dass ich begeistert war, auch wenn die Abfahrt aufgrund der untaillierten Ski etwas ungewohnt war.
Den Abend ließen wir nochmal, zumindest solange es die Kälte zuließ, bei einem gemütlichen Lagerfeuer ausklingen, das wir in der Mitte zwischen unseren Womo entfacht hatten. Dabei nahmen wir leider auch schon Abschied von zwei der anwesenden Familien, da ja am 07. Januar schon wieder die Schule begann und zumindest für eine der beiden Familien bis dahin noch gut 1000 Kilometer Heimweg zu bewältigen waren.
05.01.10
Heute war für Max leider schon der letzte Tag in der Skischule, den am morgigen Tag soll es schon wieder nach Hause gehen, denn die Schule ruft! Maxi tröstete sich aber damit, das er dafür den letzten Skitag mit mir zusammen die Piste unsicher machen darf, denn Sonja hat sich entschlossen nach dem heutigen Programm das Skifahren mir zu überlassen und dafür mit Justus noch ein wenig am Hasenlift zu üben. Gegen Mittag wollen wir uns dann in der sogenannten "Adler Lounge", der Bergstation der Gondelbahn, zum gemeinsamen Essen zu treffen!
Also genoss Sonja Ihren letzten Tag und Justus und ich hatten eine Menge Spaß dabei, den Vormittag im Schnee zu verbringen. Als Sonja zurückkehrte ergab es sich, dass eines der am Platz verbliebenen Ehepaare auch gerade los wollten. Kurz entschlossen fragte ich, ob ich mich anschließen dürfte, ist doch Skifahren in der Gruppe meist unterhaltsamer, als alleine unterwegs zu sein. Da wir über ein ähnliches Können verfügten, hatten wir einen sehr schönen Nachmittag zusammen. Außerdem profitierte ich von den guten Ortskenntnissen der Beiden und entdeckte auf diese Weise noch eine Menge neuer Pisten!
Maxi mit seiner Skischule
06.01.10
Der letzte Tag verlief, wie am Vortag geplant. Zuerst packten wir alle unsere Sache zusammen und verließen schon früh den Campingplatz. Nicht ohne zu versichern, dass wir bestimmt wiederkommen würden. Die Lage und die hervorragenden Infrastruktur des Campingplatzes suchen wirklich seinesgleichen.
Jetzt wurde es aber nochmal spannend: Würden wir den, vor ein paar Tagen, mühsam erklommenen und Adrenalin förderden Weg auch wieder zurück schaffen? Problemlos - wie sich herausstellte. Nicht einmal drehten die Reifen durch oder verließ uns in anderer Weise die Haftung und so stellten wir schon bald unser Wohnmobil auf den öffentlichen Parkplatz vor der Seilbahn.
Sonja und Justus drehten erst noch ein Runde durch das Dorf und machten sich auf dem Weg zum Kinderhügel. Max und ich nahmen die Gondel hoch zur Matreier Seite des Skigebiets.
Gegen Mittag trafen wir uns dann, wie verabredet, in der Adler Lounge! Justus war noch ganz aufgeregt, war er doch gerade das erste Mal mit einer Gondel gefahren.
Wir könnten uns die obligatorischen Germknödel, machten uns dann aber gleich auch wieder auf den Weg Richtung Tal. Justus und Sonja mit der Bergbahn und Max und ich genossen ein letztes Mal die lange Talabfahrt!
Unten angekommen gab es für Justus aber kein Halten mehr: Seine Bedenken über die "zu hohen" Berge hatte er auf der Seilbahnfahrt wohl komplett ad acta gelegt und gab erst Ruhe, nachdem ich noch ein paar Mal den Hasenlift nahm und mit ihm zwischen den Beine im Schneepflug die Piste wieder heruntergesaust war.
Dann wurde es aber Zeit, wir räumten noch die Ski in die Heckgarage und machten uns endgültig auf den Weg nach Hause, das wir auch ca. 3 Stunden später glücklich erreichten...