Familie Ralf unterwegs....
Familie Ralf unterwegs....

Reisetagebuch: "Flitterwochen" in Norwegen 2002

27. Juni 02

Heute habe ich Vormittag um 09.00 Uhr unser Wohnmobil abgeholt und es nach ca. 1 Stunde technischer Einweisung stolz vor unsere Haustür gefahren. Leider durfte ich nicht mit dem Beladen beginnen, da Sonja sich dafür eine Art Marshall Plan erarbeitet hat. Den braucht man aber auch dringend um alle Dinge mitzubekommen, die wir mitnehmen wollen (müssen?).

Gegen 16.00 Uhr kommt Sonja aus dem Kindergarten und wir beginnen die „Mission Impossible“. Um 19.00 Uhr sind wir soweit fertig und bekommen noch Besuch von unseren lieben Freunden Jens und Silke um Ihren und unseren Ferienbeginn gebührend zu begießen.

Nachdem die beiden gegangen waren beschlossen Sonja und ich jetzt schon die erste Nacht in unserem Wohnmobil zu verbringen und es quasi vor unserer Haustür einzuweihen. (Nicht was Ihr jetzt denkt!!)

28. Juni 02

Heute morgen habe ich den allerletzten Rest eingeräumt und unsere Wohnung sauber gemacht. In der Zwischenzeit „sitzt“ Sonja ihren letzten Arbeitstag ab. Um 15.00 Uhr ist sie endlich da und wir brechen um 15.30 Uhr zu unserem großen Abenteuer in Richtung Kiel auf. Unsere Befürchtung wir würden die gesamten 700 km im Stau verbringen (Hessen und das Saarland haben Ferienanfang) bestätigen sich, Gott sei Dank, nicht. Nachdem wir uns an unser neues Gefährt und seine Fahr- und Beschleunigungsverhalten einigermaßen gewöhnt haben, kommen wir gut voran und erreichen Kiel gegen 24 Uhr. Dort werden wir schon von Judith und Tobias erwartet, die uns einen schönen ebenen! Parkplatz hinter ihrem Haus zeigen, auf dem wir unsere zweite Nacht verbringen.

29. Juni 02

Nach dem Aufstehen gegen 09.00 Uhr trafen wir uns in Judiths und Tobias Wohnung zu einem feudalem Frühstück. Leider musste ich feststellen, dass ich ein wichtiges Kabel zur Bilderübertragung von unserer neuen Digicam zu meinem Laptop zu Hause vergessen haben muss. Da wir es aber schon kurz vor 11.00 Uhr hatten und wir um 11.30 Uhr am Oslokai sein wollten, blieb uns keine Zeit noch ein Kabel zu besorgen. Ich musste also auf Oslo hoffen...
Als wir den gegen 11.30 Uhr tatsächlich am Oslo Kai angekommen waren, wartete dort schon Henning auf uns, um uns nach Norwegen zu verabschieden. Leider ging die Verladung relativ zügig von statten, so dass uns nicht viel Zeit zusammen blieb.
Das Verladen und Kajüte beziehen ging norwegisch gelassen, unkompliziert und stressfrei. So konnten wir schon bald auf dem Sonnendeck dem Treiben der Kieler Woche zuschauen. Die Fähre legte pünktlich um 14.00 Uhr ab und wir fuhren hunderten von Segel- und Motorbooten entgegen. Jeden geforderten Gruß der vielen Schiffe beantwortetet unser Kapitän sehr lautstark.

Wir hatten um 20.30 Uhr einen Tisch im Buffet – Restaurant „Oslofjord“ reserviert und verbrachten die Zeit beis dahin auf dem Sonnendeck um das Wetter und die Aussicht zu genießen.

Das Buffet selber war ein echter Hochgenuss! Ein dermaßene Auswahl besonders an frischen Fisch, Fleisch (u.a. Scampis, roter und schwarzer Kavier satt!) lässt die Urlaubsstimmung auf ein erstes Hoch zusteuern.

Gegen 24.00 Uhr suchten wir unsere Kabine auf.
30. Juni 02

Um 07.30 Uhr kommt ein mehr oder weniger netter Weckruf über die Bordsprechanlage, der uns u.a. mitteilt, dass wir gegen 10.10 Uhr mit ca. 40 min. Verspätung in Oslo einlaufen werden. Das Frühstücksbuffet lassen wir bleiben, da wir beide noch recht satt von gestern abend sind. Wir genießen das schon wieder gute Wetter und die Einfahrt in den Oslo Fjord vom Sonnendeck aus.
Um 10.00 Uhr legen wir dann in Oslo an. Wir fahren so ziemlich als erste vom Schiff und fahren über Umwege auf einen der beiden Campingplätze in Oslo (Ekeberg Camping), um dort unser Wohnmobil beruhigt auch mal für länger stehen lassen zu können. Nach dem Abstellen des Wohnmobils auf einem Platz unserer Wahl fahren wir mit dem Bus in die Stadt um dort erst am Hafen ein wenig die Atmosphäre zu genießen und anschließend zum FRAM und KONTIKI Museum überzusetzen. Danach müssen wir, gerade auf dem Weg in Richtung Schloss, unsere Pläne ändern, da aus allen Richtungen Gewitter hereinkommen, die sich mit lauten Grollen schon bemerkbar machen. Da wir weder die richtige Kleidung für Regen dabei haben und wir zusätzlich die Dachluken zu Lüftungszwecken aufgelassen haben, beschließen wir uns wieder nach „Hause“ zu begeben, wo wir den Tag ausklingen lassen.
1.Juli 02

Heute morgen stehen wir gegen 08.00 Uhr auf. Nach unserem ersten, leckeren Frühstück im Wohnmobil beschließen wir, dass ich mich noch mal in die Osloer Innenstadt begebe und Sonja soweit das Wohnmobil „klar Schiff“ und abfahrbereit macht. Leider bin ich in der Stadt nicht besonders erfolgreich, da ich das ersehnte Kabel nicht bekommen kann und fahre wieder zurück zum Campingplatz. Nachdem wir neues Trinkwasser aufgenommen haben und altes Brauchwasser abgelassen haben, begeben wir uns bei immer nach schönsten Wetter auf die E18 in Richtung Drammen. Diese verlassen wir dann und fahren weiter auf der E134 nach Notodden. Noch immer suchen wir in jeder „Stadt“ nach einem Elektrohandel, um vielleicht das Kabel bzw. wenigstens eine weitere Speicherkarte zu bekommen. Aber angesichts der Tatsache das die auf der Karte dick rot eingezeichnete Straße E 134, übrigens die Hauptverbindung zwischen Oslo und Bergen, maximal so breit wie eine 2 spurige Bundesstraße in Deutschland ist, haben die als „groß“ eingezeichneten Städte maximal 1000 – 1500 Einwohner. Dort gibt es dann gerade einmal einen Supermarkt und eine Post, leider (oder Gott sei Dank) aber keinen Mediamarkt...

Nach Notodden haben wir uns in Heddal Südnorwegens größte Stabkirche angesehen. Diese völlig aus Holz gebauten, etwas eigentümlich wirkenden und wie ein altes Schiff riechenden Kirchen haben Ihren ganz besonderen Reiz. Besonders gefiel uns der um die Kirche angelegte Friedhof. Dieser war eigentlich nur eine schön bewachsene Wiese mit wie zufällig angeordneten einzelnen Grabsteinen, ohne aber mit den in Deutschland üblichen strenge geometrischen Beeten drum herum.
In Sauland verlassen wir die E 134 und auf eine schmale Serpentine, die auf das Fjell rund um den Gaustatoppen führt. Diese „Straße“ hat es wirklich in sich: Gerade einmal so breit wie unser Wohnmobil führt sie wirklich steil bergan. Zu Schluß kämpfen wir uns im ersten Gang mit der Kühlwasseranzeige am oberen Limit den Berg herauf. Oben angekommen werden wir aber mit einem gigantischen Ausblick auf das Fjell, die Täler und die angrenzenden Gipfel belohnt. Dort machen erst mal eine ausführliche Kaffeepause und ruhen uns ein wenig aus.
Im Anschluß kommen wir zu dem Ausgangspunkt unserer ersten Bergtour. Wir wandern in gut 2 Stunden die restlichen 600 Höhenmeter zum Gaustatoppen hinauf, dem höchsten Berg in der Region Telemark. Nachdem wir die Tour glücklich hinter uns gebracht haben fahren wir in das Tal der Stadt Rjukan hinab und beehren gegen 19.00 Uhr den örtlichen Campingplatz mit unserem Besuch.

02. Juli 02

Heute hat Sonni Geburtstag. Ich stehe schon relativ zeitig auf und bereite ein entsprechendes Frühstück vor. Nachdem wir dieses in aller Ruhe genossen haben, brechen wir gegen 14.00 Uhr wieder auf. Rjukan liegt in einer sehr engen Schlucht umgeben von bis zu 2000m hohen Bergen. Ab Oktober verschwindet die Sonne und scheint erst wieder ab April in das Tal hinein. Dies können wir leider aber leider nicht richtig überprüfen, da es mit kurzen Pausen heute relativ heftig regnet.

Die steilen Hänge wurden schon früh im letzten Jahrhundert genutzt, als 1911 die Firma AEG zusammen mit den Norwegern das erste Wasserkraftwerk der Welt baute. Dadurch siedelte sich hier früh die erste Schwerindustrie in Norwegen an. Hauptsächlich wurde hier Kunstdünger und „schweres Wasser“ hergestellt. Letzteres spielte im zweiten Weltkrieg ein Rolle, da die Deutschen das schwere Wasser zur Forschung an der Atombombe benötigten. Nur durch einige, vom englischen Secret Service ausgebildeten, norwegischen Saboteuren konnte verhindert werden, das Hitler genug „schweres Wasser“ herstellen und nach Deutschland schaffen konnte. Dies alles erfuhren wir in dem zum Museum umgebauten alten Wasserkraftwerk von 1911. Nach der Besichtigung verließen wir Rjukan und überquerten verschiedene Fjells und Höhenpässe auf unserem Weg in die norwegische Fjordküste rund um Bergen. Gegen 18.00 Uhr kommen wir in Odda, einem kleinen Ort an der Spitze des Soer - / Hardangerfjorden an. Nachdem wir dort eingekauft hatten beschlossen wir noch ein Stück weiterzufahren, um einen laut unserer Reiseführer schön gelegenen Campingplatz zu erreichen. Leider legten wir uns auf diesem Teilstück auf der sehr engen Fjordstraße mit einem entgegenkommenden deutschen und viel zu schnellen Bus an, so dass wir beim nötigen Ausweichen die Steine rechts der Straße streiften, was uns einige Kratzer an der seitlichen Plastikstoßstange bescherte.

Trotzdem erreichten wir den wirklich sehr schön gelegenen Campingplatz am Hang oberhalb des Hardangerfjordes. Dort bereitete ich Sonja das gewünschte Abendessen und bei einer Flasche unseres kostbaren Alkohols lassen wir den Tag ausklingen.
03. Juli 02

Wir stehen gegen 09.00 Uhr auf und machen bei durchwachsenen, aber niederschlagsfreien Wetter erst mal ein gemütliches Frühstück mit dem obligatorischem Cappuchino.

Nachdem der relativ langen Fahrt gestern haben Sonja und ich kein großes Verlangen danach heute große Entfernungen zurückzulegen. Nachdem wir unser Wohnmobil auf Vordermann gebracht haben, d.h. die Toilette entsorgt, Abwasser abgelassen und Frischwasser getankt haben, folgen wir der Fjordstraße (heute viiiieel vorsichtiger...) 45 km weiter bis zu ihrem natürlichen Ende, welches das malerische Örtchen Eidfjord darstellt.
Dort finden wir einen fast leeren kleinen Campingplatz direkt am Wasser und beschließen dort zu bleiben und erst morgen weiter Richtung Norden zu fahren. Von unserem Stellplatz aus können wir den gesamten Fjord mitsamt den gigantischen steilen Bergen an seiner Seite überblicken. Wir sind uns einig: Dies ist wirklich der schönsten Stellplatz, den wir bis dato angefahren sind! Wir kaufen im vorhandenen „Tante Emma“ – Laden ein und Sonja backt im Topf(!) einen leckeren Aprikosen – Kuchen,was Sonjas Meinung nach aber noch ein wenig Übung erfordert. Wir haben beschlossen heute abend Fisch zu essen also versuche ich mit Angel und Käscher bewaffnet den lieben Tierchen auf den Pelz, pardon auf die Schuppen zu rücken. Leider stellt sich heraus, dass die Fische wohl etwas dagegen haben unser Abendbrot darzustellen. Vom Ufer aus ist nichts zu machen.
Die Besitzer des Campingplatzes beharren aber darauf, dass der ganze Fjord von Fischen wimmelt und raten ein Stückchen mit dem Paddelboot herauszufahren. Mit Schwimmwesten und ein paar Paddeln bewaffnet machen Sonja und ich uns auf den Weg in Richtung Fjordmittelpunkt. Gegen 22.00 Uhr haben wir zwar immer noch keinen Fisch gefangen, dafür sehen wir aber mitten vom Fjord aus die Sonne hinter den Bergen untergehen! Glücklich rudern wir zurück um über uns den gutgemeinten Spott unser Standplatznachbarn ergehen zu lassen...

Bei einem Glas Rotwein und etwas Raspelkäse genießen wir zusammen mit unseren sehr netten Nachbarn, ein Ehepaar aus den Niederlanden, den wunderschönen lauen Abend und die gigantische Aussicht. Da es nicht dunkel wird, bemerken wir gar nicht wie die Zeit vergeht und gehen erst gegen 01.30 Uhr ins Bett.

04. Juli 02

Wir stehen gegen 08.00 Uhr auf und genehmigen uns nur ein kurzes Frühstück, da wir heute möglichst rasch nach Flam fahren wollen. Wir verlassen nur ungern den wunderbaren Campingplatz in Eidfjord und fahren mit der Fähre von Brimnes nach Bruravik über den Hardangerfjord. Wir folgen der Straße 13 über Voss nach Gudvangen. Danach steht uns eine relativ lange Tunnelfahrt bevor um nach Flam zu gelangen, das am Ende des Aurlandfjordes liegt und von bis zu 1800m hohen steilen Bergen umgeben ist. Der erste Tunnel ist 12 km lang, dann kommt ein 500m langes freies Stück und danach kommt noch mal ein Tunnel über 6 km. Eigentlich wollte wir direkt durch beide Tunnel fahren, aber Sonja hatte in der Zwischenzeit gelesen, dass genau in diesem freien Zwischenstück ein Weg in das einsame Dörfchen Undredal abgeht, welches einen Umweg auf alle Fälle wert sein soll. Wir fahren die ca. 5km lange, steile und einspurige Straße hinab, immer in der Hoffnung, dass kein Gegenverkehr kommt. Aber der Weg lohnt sich! Am Ende der Straße angekommen liegt ein kleines Fischerdörfchen in wunderschöner Kulisse am Auerlandsfjord gelegen, das, bis vor wenigen Jahren die Tunnel nach Flam fertiggestellt wurden, nur vom Wasser aus zu erreichen war. Dementsprechend verhalten sich auch noch die Einwohner. Es scheint ihnen ein wenig unverständlich, mit welcher Hektik die Touristen in das Dorf kommen, eine Runde in der „Innenstadt“ drehen, die Hauptattraktion, die älteste und kleinste Stabkirche Norwegens, betrachten und den Weg wieder zurück den Berg hinauf düsen.
Auch wir verhalten uns ähnlich und sind auch schon bald wieder auf dem Weg nach Flam, das wir dann auch bald erreichen. Heute haben wir uns vorgenommen nicht auf den ausgeschriebenen Campingplatz zu fahren, da dieser erstens recht teuer und auch nicht so schön gelegen ist. In unserem Wohnmobilführer ist ein kleiner Parkplatz etwas oberhalb vom Flam beschrieben und wir machen uns über immer enger werdende Straßen auf den Weg.

Nachdem wir fast oben angekommen waren, begegnete uns ein norwegischer PKW. Also musste ich die Straße, die gerade einmal so breit wie unser Wohnmobil ist und ca. 12% Steigung hat, rückwärts zurück. An der nächsten Ausweichmöglichkeit fragt uns der Fahrer, ob wir auch ganz genau wissen, dass wir dort wirklich hinauf wollen, da die Straße nach oben hin wohl noch schmaler und steiler wird.. Auf unsere Frage, ob da nicht eine Art Parkplatz käme, antwortet er ja, aber weiter würde er nicht fahren...

Auf dem „Parkplatz“ (einigermaßen ebene Fläche mit Platz für max. 3 Fahrzeuge) angekommen, treffen wir überrascht auf noch ein weiteres Wohnmobil, da wir dachten, wir wären die einzigen Verrückten, die sich hier hinauf trauen. Im Gespräch stellen wir fest, dass wir den gleichen Wohnmobilführer haben, sie sich auch das Geld für den Campingplatz sparen wollen und von hier aus Flams „Attraktion“ erleben wollen.
Diese Attraktion besteht in der im Jahre 1940 in Betreib genommen Flambahn, die sich durch insgesamt 20 Tunnel in ca. 20 Minuten 750 Höhenmeter auf ein Gletscherbedecktes Fjell quält und immer noch Oslo mit Bergen verbindet. Diese Strecke ist eine der steilste Normalspurstrecken der Welt. Das atemberaubende daran ist aber die Landschaft durch die sie fährt und die gilt es am bestens durch eine Wanderung von der Bergstation zurück ins Tal zu erleben.

Genau dies tun wir zusammen mit den Bewohnern unseres Nachbarwohnmobils und genießen die ca. 18 km, die wir in fast 4 h zurücklegen, sehr. Anschließend fallen wir sehr fußmüde und erledigt ins Bett.
05. Juli 02

Wir stehen sehr früh auf und fahren diesmal ohne Frühstück von unserem wilden Campingplatz los um in Flam die Fähre durch den Auerlandsfjord Richtung Kaupanger zu nehmen. Ich erinnere mich noch daran, dass uns bei der letzten Norwegenfahrt mit meinen Eltern gerade diese Passage sehr gefallen hat. Am Steg in Flam angekommen müssen wir aber leider feststellen, dass es diese Fähre seit Fertigstellung der Tunnel nicht mehr gibt. Schade!

Also verlassen wir Flam durch den neusten norwegerischen Tunnel in Richtung Norden. Dieser Tunnel ist der längste Autotunnel Norwegens. Ganze 25 km lang! Interessant an dem Tunnel ist, dass es alle paar Kilometer ein große Halle mit dezenten bläulichen Lichtspielen gibt, die das Auge vor allzu viel Eintönigkeit bewahren. Nach dem Tunnel erreichen wir Laerdal. Dort befindet sich das „Norwegische Wildlachszentrum“, das wir natürlich einen Besuch abstatten. Der Lebenslauf der Lachse ist wirklich hochinteressant, aber so hochkomplex, dass sie außer in Norwegen, durch Umweltbeeinflussung (sauerer Regen, kanalisierte Flüsse, Wasserverschmutzung) und Überfischung so gut wie ausgestorben gelten. Nach dem Verlassen beschließen wir keinen Wildlachs mehr angeln zu wollen und aus auf den in Norwegen auch sehr leckeren Zuchtlachs zu konzentrieren.
Von nun an liegt ein längeres Stück Fahrerei ohne große Zwischenstopps vor uns, was uns nicht wirklich stört, da wir von gestern noch relativ erledigt sind.

Wir folgen der Straße 55 am wunderschönen Sognefjord entlang und erklettern dann mühsam das Sognefjell mit Europas größtem Gletscher, dem Jotunheimen. Im Gegensatz zu den letzten beiden Tagen ist das Wetter heute schlecht und bei Außentemperaturen um die 5 Grad am Gletscher ist uns auch nicht besonders nach Aussteigen und Wandern zumute. Also genießen wir die herrliche, einsame Landschaft vom gemütlichen Wohnmobil aus.
Aber kaum haben wir die Höhenzüge des Sognefjells hinter uns gelassen begrüßt uns die Sonne wieder. Wiedereinmal lag die Westküste Norwegens unter einer dicken Staubewölkung und dahinter schien die Sonne. Dies gefiel uns natürlich und wir beschlossen, uns und dem Wohnmobil eine Pause zu gönnen und steuerten in Vagamo einen an einem Fluss gelegenen Campingplatz an. Da es erst früh am Abend war versuchten wir uns im Fluss noch mal mit unseren Angeln, allerdings, mal wieder, mit mäßigen Erfolg....also gab es Nudeln zum Abendbrot.

Wir gehen früh ins Bett und beschließen morgen auszuschlafen und dann die in der Nähe vorbeifahrenden E6 nach Trondheim zu folgen, um endlich ein paar Kilometer in Richtung unseres eigentlichen Zieles, den Lofoten, zu machen.

06.Juli 02

Nachdem wir gemütlich ausgeschlafen und gefrühstückt haben, verlassen wir gegen 13.00 Uhr den Campingplatz. Natürlich tanken wir erst mal frisches Wasser, lassen noch mal Abwasser ab und verlassen dann Vagamo auf der uns von gestern noch wohlbekannten Strasse 55. Schon nach relativ kurzer Zeit treffen wir in Otta auf die E6 und Sonja setzt sich ans Steuer, da wir nicht erwarten, dass es schmale und steile Passagen auf der E6 gibt. („Wenigstens die einzige Nord – Süd – Verbindung muß doch einigermaßen ausgebaut sein...“). Kaum erreichen wir die E6 fängt es an zu regnen, oder besser sollte man sagen, zu schütten, und es hört auf die nächsten 260 km nach Trondheim nicht mehr auf. Also beschließen wir das Wetter zu „nutzen“ und versuchen ein paar Kilometer hinter uns zu bringen und erst nach Trondheim einen Campingplatz aufzusuchen. Tatsächlich können wir kurz vor Trondheim am Horizont einen blauen Streifen erkennen. Also bezahlen wir an zwei unvermeidlichen Bomstasjonen unseren Wegzoll (die Passage durch Trondheim kostet 8 €) und ich suche auf der Karte nach einem netten Campingplatz. Es liegen zwar einige an der E6, aber wir stellen uns etwas anderes vor. Anbetracht des wunderschönen Trondheimfjordes suchen wir wieder so was wie in Eidfjord... und so einen Campingplatz finden wir auch!

Ca. 30 km hinter Trondheim geht ein schmaler Weg nach Frosta ab. Frosta liegt auf einer Halbinsel, die vom Asen- und Trondheimfjord umgeben ist. Fast am Ende dieser Halbinsel finden wir einen kleinen Campingplatz, der an einem Hang liegt, der zu einer Art Scherenküste führt. Dieser Platz ist so abgeschieden, dass keiner der Besitzer ein Wort Englisch spricht, was aber auch nichts ausmacht, da ja alle wissen, was der eine vom anderen will. Es stellt sich heraus, dass hier hauptsächlich Wohnwagen von Norwegern aus Trondheim stehen, die sich hier in der schönen Natur und der absoluten Ruhe erholen. Es gibt noch einen Stellplatz, die übrigens aller über eine Holzterrasse verfügen und wir bauen im strömenden Regen auf. Der Platz ist toll! Vom Sträuchern umgeben, große Bäume sind in diesen Breiten schon selten, stehen wir an unserer Terrasse und blicken auf den ungefähr 5 m tiefergelegenen Trondheimfjord. Traumhaft! Wir beschließen dem Wetter eine Chance zu geben und morgen hier zu bleiben, wenn sich das Wetter bessert.

Nachdem wir fertig aufgebaut haben gehe ich noch einmal zur Rezeption und muß mich in einen Art Gästebuch eintragen. Dabei sehe ich, dass wir die ersten Deutschen seit Wochen hier sind, nur ein paar Holländer im Zelt sind noch irgendwo auf dem Gelände...

Heute abend gibt es mariniertes Schweinefilet mit einer selbstkreierten Gemüsemischung und danach warten wir auf vergeblich auf den Sonnenuntergang.
07. Juli 02

Das Unglaubliche ist wahr geworden: Blauer Himmel, Sonnenschein und kein Lüftchen regt sich! Unser Entschluss steht fest: Wir bleiben heute hier! Zuerst genießen wir ein gemütliches und ausführliches Frühstück auf unserer Holzterrasse mit exklusiven Blick auf den Trondheimfjord. Danach mache ich wieder einmal unsere Angeln fertig. Wir versuchen unser Glück zunächst einmal auf den Klippen unterhalb unseres Wohnmobils. Leider haben wir ablaufendes Wasser, so dass uns langsam aber sicher das Wasser unterhalb unserer Klippen knapp wird. Ein Norweger der anscheinend leicht amüsiert unser Treiben beobachtet gibt uns den Ratschlag das Ganze einmal vom Boot aus zu probieren. Also versuchen wir den Besitzer des Campingplatzes unser Anliegen klar zu machen, was diesem wohl auch relativ schnell klar ist, denn er führt uns zu einem kleinen frisch betankten Ruderboot mit Außenboarder, reicht mir lächelnd die Befestigungsschnur und verschwindet ohne ein Wort über die Bedienung, die Mietdauer und den Mietpreis zu verlieren. Gott sei Dank ist die Bedienung dieser japanischen Standartmotoren selbsterklärend und so tuckern wir stolz wie Oskar in den Trondheimfjord hinaus. Sonja und ich probieren alles: Verschiedene Blinker, verschiedene Einholtechniken und wir legen sogar 80m Leine aus und ziehen diese mit Hilfe des Motors in langsamer Gangart hinter uns her. „Ergebnis Müller? – Katastrophe!!!“ Nichts, keine Schwanzflosse, nichts zu sehen. Zu allem Überfluss zieht am Horizont ein Gewitterschauer auf und wir düsen mit voller Kraft voraus in Richtung Heimathafen um nicht nass zu werden, was uns leider nicht ganz gelingt. Zurück im Wohnmobil ziehen wir uns erst mal etwas trockenes an und Sonja macht schon mal ihren weltberühmten Nudelsalat, den wir eigentlich zum Fisch essen wollen...

So schnell geben wir aber nicht auf! Nach einer halben Stunde ist das Gewitter durch und die Sonne scheint am inzwischen blauen Himmel wieder, als sei nichts gewesen. Also klettern wir wieder mit unseren Angel und dem Käscher bewaffnet hinunter zum Wasser. Aber auch die nächsten Stunden die wir mehr (Sonja) oder weniger (ich) verbissen angelten, sahen wir bis auf ca. 10 – 15 cm großen Seelachsen, die interessiert unseren Blinkern, die nicht viel kleiner als sie waren, bis zur Oberfläche nachschwammen, keinen Fisch. Dafür stöberten wir jeden Menge andere Tiere auf: Im Wasser sahen wir jede Menge Feuerquallen, Seesterne und Krebse, in der Luft waren Möwen, Seeschwalben und jede Menge Wasservögel, die wir leider nicht näher bestimmen konnten, da wir sie zum größten Teil das erste Mal sahen.

Die Sonne „brennt“ fast schon vom Himmel und ich schaffe es doch tatsächlich nur 300 km südlich des nördlichen Polarkreises mir am Nacken einen ausgewachsenen Sonnenbrand zuzuziehen.

Am Abend sitzen wir bis 23.15 Uhr in der Sonne und es gab dann halt nur Nudelsalat, ohne Beilagen...

08. Juli 02

Da wir gestern einen Faulenzertag eingelegt hatten, nahmen wir uns heute ein größeres Stück der E 6 vor, natürlich nicht ohne zwischendurch ein paar Stops und eine Wanderung einzuplanen. Bei tadellosen Wetter erreichen wir schon nach kurzer Zeit die Stadt Steinkjer, in der es ein großes Einkaufszentrum gibt. Da wir sowieso schon seit 3 Tagen nicht mehr einkaufen waren, halten wir auf dem großzügigen Parkplatz an. Endlich, nach anderthalb Wochen Urlaub, bekommen wir die ersehnte Speicherkarte für die Digitalkamera, so dass wir mir unseren Bildern nicht mehr limitiert sind. (250 Bilder für den Urlaub müssten reichen., oder Henning? J) Nachdem wir für die nächsten Tage eingekauft haben, fahren wir weiter auf der E 6 nach Norden. 150 km später hat uns Sonja eine Wanderung aus unserem Wohnmobilführer herausgesucht: Nach der "Weltstadt" Majavatn biegen wir links in die Wildnis ein. Sämtliche meiner geäußerten Einwände bzgl. Straßenbreite (gerade so breit wie das Wohnmobil) und Straßenbelag (lockerer Schotter) lässt Sonja nicht gelten und wir folgen der „Straße“ 3 km weit. An deren Ende liegen drei kleine Gehöfte, die das Örtchen Tomasvatn bilden. Hier beginnt ein Weg in das Borgefjell, welches mit 1100 qkm einen der größten norwegischen Nationalparks darstellt. Zuerst folgen wir noch der Schotterstraße für circa 15 min. bergauf und gehen an kleinen Ferienhäusern vorbei, die vereinzelt in den lichten Wald gebaut sind, wie wir es schon von Bornholm her kennen. Dann zeigt ein Wegweiser mitten in die Wildnis in Richtung Jengelen, der Bergspitze, der wir entgegenwandern wollen. Wir folgen einen kleinen Pfad durchs Gestrüpp und laufen anschließend auf, in den moorigen Waldboden gelegten, Bohlen weiter bergan. Kurz darauf verschwinden auch diese und wir finden uns von purer Natur umgeben. Wenn jemand behauptet er kenne absolute Ruhe möchte ich ihm wiedersprechen, den erst hier erlebten Sonja und ich so etwas. Wir hörten in diesen zwei Stunden, die wir durch das Borgefjell streiften nicht einen menschlichen Ton. Kein entferntes Autogeräusch, kein Geräusch einer menschlichen Ansiedlung, die es nun mal nicht gab, noch nicht einmal ein hochfliegendes Flugzeug gab es! Man hörte nur die Tiere und Vögel in deren Reich wir uns befanden. Unglaublich!
Wir folgen dem Pfad weiter bergauf bis wir schließlich an die Baumgrenze stoßen. Wir sind die ganze Zeit darauf gefasst einem Elch oder sogar Bär über den Weg zu laufen, vor denen uns in Tomasvatn gewarnt wurde, zumal wir auf dem Pfad Exkremente finden, die wir keiner uns geläufigen Tierart zuordnen können, die aber mit Sicherheit zu einem großen Tier gehörten. Schließlich erreichen wir nach gut einer Stunde in einer fast baumlosen Umgebung einen kleinen Gebirgsbach, aus dem wir trinken und an dem wir uns ein wenig ausruhen, bevor wir uns wieder auf den Weg zu unserem Wohnmobil machen.

Dort wieder angekommen sind wir uns einig: Diese Wanderung hat allen jemals zuvor von uns gemachten Wegen den Rang abgelaufen.

Wir machen eine kleine Kaffeepause und fahren anschließend zurück zur E 6.

Wir setzen unsere Reise auf der „Schnellstraße“ Richtung Mosjoen fort und denken darüber nach heute abend nicht auf einen Campingplatz zu fahren, sondern statt dessen ein nettes Plätzchen abseits der Straße zu suchen. Aber auf diese Idee sind anscheinend schon einige WoMo – Fahrer vor uns gekommen, denn alle schönen Plätze sind bereits belegt. Da aber das Wetter immer noch blendend ist und das tiefstehende Sonnenlicht die Umgebung in wunderschöne Farben taucht, sind wir auch nicht böse drum und fahren weiter. Gegen 22.00 Uhr quält uns dann aber der Hunger und wir fahren in Korgen doch einen Campingplatz an, bauen unser Wohnmobil auf, machen ein kleines Abendbrot und gehen dann ins Bett.

09. Juli 02

Heute morgen frühstücken wir in der immer noch scheinenden Sonne, bauen dann aber doch recht flott ab und sind gegen 11.00 Uhr wieder auf der E6 in Richtung Mo I Rana. Dort angekommen kaufen wir für die nächsten Tage ein und versuchen erst die angeblich schöne Altstadt zu finden, geben aber, nachdem wir uns im Hafengelände verfranst haben, genervt auf und fahren weiter nach Norden. Ca. 70 km später kommen wir am Polarkreis an und schließen uns den doch reichlich vorhandenen Wohnmobilen an und parken auf dem großen Parkplatz vor dem Polarsirkelen – Gebäude. Wir laufen einmal um das zwar schön angelegte, aber leider sehr volle Gelände herum und gehen in das optisch ansprechende Polarsirkelensenter. Dort drinnen gibt es eine Ausstellung über die polare Tierwelt, aber 100 NKR (ca. 13 €) Eintritt halten uns davon ab, diese zu besuchen. Statt dessen geben wir lieber 1000 NKR für eine schön weiche norwegische Decke aus...
Wieder unterwegs fährt nun Sonja das letzte Teilstück nach Bodö. Dort kommen wir gegen 17.00 Uhr an. Eigentlich wollen wir nur kurz zum Hafen, um zu fragen, wie morgen die Fähren nach Moskenes / Lofoten fahren und anschließend auf einen Campingplatz. Es stellt sich aber heraus, das die nächste Fähre zwar erst um 23.55 Uhr fährt, die Übernächste aber morgen früh um 05.00 Uhr! Da der Hafen wirklich nett liegt und die Innenstadt von Bodö auch nur 5 Gehminuten entfernten ist, bleiben wir in Gesellschaft von einigen anderen Wohnmobilen stehen und wollen die Nachtfähre zu den Lofoten nehmen.
Da wir nun ein paar Stunden Zeit haben bereitet Sonja uns ein leckeres, warmes Abendbrot, das wir vor den neidisch blickenden Augen der neben uns wartenden PKW – Fahrer verspeisen. Gegen 23.30 Uhr läuft unsere Fähre, von den Lofoten kommend, wieder im Bodöer Hafen ein und es wird noch einmal spannend, da auf Grund der vielen platzraubenden Wohnwagen und Wohnmobilen noch nicht ganz klar ist, ob auch noch für uns Platz auf dieser Fähre ist oder wir doch bis 05.00 Uhr ausharren müssen. Es stellt sich aber heraus, dass nicht nur für uns, sondern sogar noch für einige Fahrzeuge, die hinter uns in der Reihe standen, Platz ist. Pünktlich um 23.55 Uhr legt die Fähre ab und es beginnt die schönste Fährfahrt, die Sonja und ich je erlebt haben: Im Hafen von Bodö ist es zwar nicht dunkel, aber schon etwas dämmerig, da er von fast allen Seiten von hohen Bergen umgeben ist und dementsprechend die niedrig stehende Sonne keine Chance hat dort hineinzuscheinen. Nachdem wir aber langsam den Bodö Fjord verlassen, fangen die Berge, die am weitesten ins Wasser reichen förmlich an zu glühen und langsam, aber sicher kommt die blutrot scheinende und ca. 10 cm über dem Horizont stehende Sonne zum Vorschein! Gut 45 Minuten später sind wir auf dem offenen Wasser. Hinter uns die Berge des Festlandes, vor uns im leichten Dunst die Lofoten, über uns ein locker bewölkter Himmel mit flachen Schäfchenwolken, die leicht rötlich schimmern, am Horizont in Ihrer ganzen Größe die Sonne und das Ganze um kurz vor 01.00 Uhr morgens! Leider gehen mir die Superlative aus, um dies zu beschreiben...
Sonja und ich sitzen fast die ganze Überfahrt über auf Sonnenstühlen im kaltem Fahrtwind und genießen überwältigt den Anblick. Gegen 03.15 Uhr erreichen wir den Hafen von Moskenes / Lofoten. Kurz davor bemerken wir zusammen mit anderen Fahrgästen nicht weit vom Schiff entfernt ein paar Wale, die anscheinend an der Wasseroberfläche fressen. Leider waren sie nun doch soweit entfernt, dass wir sie nicht identifizieren können. Trotzdem war dies der krönende Abschluss einer außergewöhnlichen Fahrt.
Nachdem wir wieder festen Boden unter den Reifen hatten suchten wir möglichst rasch irgendeinen Parkplatz um den Rest der Nacht endlich im Bett zu verbringen. Vom Schiff aus hatten wir ein paar Wohnmobile zwischen den Felsen neben dem Hafen gesehen. Leider stellte sich heraus, dass es sich um einen Campingplatz handelte und deren Betreiber war um 03.30 Uhr verständlicherweise nicht mehr anzutreffen. Also folgten wir der E10 Richtung Norden, da wir wussten, dass es am Rande dieser „Hauptstrecken“ immer Picknickplätze gibt, die sich gut zum wilden Übernachten eignen. Aber auch nach längerer Fahrt mussten wir einsehen, dass die Plätze entweder zu schräg zum Übernachten oder bereits besetzt waren. Kurz hinter der doch erstaunlich „großen“ Stadt Reine gibt es dann doch einen schmucken kleinen freien Parkplatz vor einem Museum für Puppen und Spielzeug, der direkt als unser Schlafplatz herhalten muss. Gegen 04.15 Uhr fallen wir todmüde ins Bett.

10. Juli 02

Wir wachen gegen 11.30 Uhr auf. Das Frühstück lassen wir aus, denn wir wissen genau, dass es heute nicht mehr weit bis zu unserem nächsten Ziel ist: Der Campingplatz in Fredvang. Auf diesen Campingplatz bin ich mit meinen Eltern und meinem Bruder vor gut 11 Jahren, während unserer ersten großen Wohnmobiltour durch Norwegen, schon einmal gewesen. Seitdem erzählen wir immer einmal wieder von dem schön gelegenen Platz, den großen Rotbarschen und unseren Wandertouren auf die Berge in der Umgebung. Dort wollte ich nach der langen Zeit wieder hin zumal es Zeit wird, dass wir endlich auch mal Erfolg beim Fischen haben...
Das Wetter ist heute morgen nicht schlecht, wenn auch nicht ganz so schön wie gestern, da ein paar Wolken von Südwesten hereinziehen. Wir folgen der E10 immer noch nach Norden und gelangen nach ca. 25 beschwerlichen Kilometern (die Bergen der Lofoten ragen so steil aus dem kristallklaren Wasser, dass kaum Platz für ein Straße ist) kommen wir in Fredvang an. Zuerst suchen wir einen Supermarkt, um für die nächsten Tage, die wir auf dem Campingplatz verbringen wollen, versorgt zu sein. Ich erinnerte mich zumindest an eine kleine Bäckerei und tatsächlich finden wir in Fredvang „Downtown“ einen echten Tante Emma Laden. So groß wie zwei Garagen bietet er aber fast alles was unser Herz begehrt. Schnell fahren wir weiter und biegen nach wenigen Metern in einen Feldweg, der zum Wasser führt, ein. Nach 500 m sind wir da und ich bin total überrascht: In den vergangen 11 Jahren hat sich wirklich nichts verändert! Besonders gespannt waren wir auf die Besitzer: Ein einheimischer Seemann hatte nämlich von einer seiner Reise aus der Karibik eine schokoladenbraune Frau mitgebracht und diese hieß seit unserem letzten Besuch „Trinidad Tobago“. Damals hatten wir der jungen Ehe keine längere Dauer zugetraut, da wir dachten, dass es diese Frau in den doch rauen Verhältnissen auf den Lofoten nicht lange aushält. Aber wir lagen falsch, denn schon am Abend begrüßte uns sowohl der zwar etwas wortkarge aber sehr nette Norweger als auch sein freundlich lächelnde Südseeinsulanerin! Wir bezahlen gleich für die nächsten beiden Tage und finden einen Stellplatz direkt am Strand mit Blick auf das offene Wasser in Front und den bizarren Bergen an der Seite.
Nachdem wir alles aufgebaut haben bereiten wir uns gegen 12.30 Uhr ein reichhaltiges Frühstück, das wir vor unserem Wohnmobil sitzend in aller Ruhe genießen. Wir nehmen uns für den nächsten Morgen eine Wanderung auf einen der Gipfel vor, wollen aber heute eher etwas ausspannen, da wir doch noch ein wenig angeschlagen von der vorigen Nacht sind. Und wobei entspannt man besser als beim gemütlichen Angeln im fischreichen Golfstrom? Ich ging also los und fragte unseren lieben Norweger nach einem Boot. Der war gerade dabei noch einmal bei den Toiletten und Duschen nach dem Rechten zu schauen. Er sagte, dass er gleich zum Bootshaus käme und ich sagte ihm er bräuchte sich nicht beeilen.
Ich miete uns ein Motorboot für 2 Stunden und wir fahren hinaus in die fast karibisch anmutende Bucht vor unserem Campingplatz. Das Wasser ist hier bis in bestimmt 20 Meter Tiefe wirklich kristallklar und man kann sein Abendbrot eigentlich bequem vom Boot aus aussuchen, aber das ist uns nun doch zu einfach!
Wir fahren in tiefere Gewässer und werfen voller Vorfreude die Angeln aus. Es dauert wirklich nicht lange und der erste Seelachs zappelt an meiner Leine. Er ist zwar min. 30 cm groß, aber irgendwie haben wir beide Mitleid mit unserem ersten Fisch nach 2 Wochen Norwegen. Da ich an unseren Blinkern aus Prinzip alle Widerhacken umgebogen habe, lösen wir den Fisch und werfen ihn zurück ins Wasser. Die nächsten 45 Minuten fangen wir aber nichts mehr. Die Anspannung stieg wieder: „Wir werden doch wohl nicht auch auf den Lofoten versagen ?!?“ Gerade als wir uns gegenseitig unsere Tierliebe vorwerfen wollen, geht es mit einem Male Schlag auf Schlag. Schnell fangen wir sechs Seelachs, von denen wir aber nur die Größten behalten und Sonja fängt sogar einen Dorsch.
Stolz kehren wir zum Ufer zurück und ich nehmen, noch ein wenig unsicher, die drei Fische aus. Jetzt stellte sich allerdings die Frage der Zubereitung! Nach kurzer Rücksprache mit meinem Vater feuern wir unseren Grill an und die Fische werden, mit Olivenöl, Limette und Salz und Pfeffer gewürzt im Ganzen auf den Grill gelegt. Die Fische sind eine echte Wucht, besonders der Dorsch hat es uns angetan. Satt und sehr zufrieden mit uns sitzen wir anschließend vor unserem Wohnmobil und lassen den Abend in der wunderbaren Kulisse ausklingen.

11. Juli 02

Wir wachen recht frühzeitig auf, weil es in unserem Alkoven fast unerträglich warm ist. Nachdem wir die Vorhänge zur Seite geschoben haben sehen wir auch den Grund dafür: Die Sonne brennt vom absolut wolkenfreien Himmel auf uns herab. Schnell ziehen wir uns an und machen das Frühstück. Danach setzen wir den am Vortag gemachten Plan auf den nächsten Gipfel zu steigen in die Tat um. Wir ziehen uns entsprechend um (für lange Sachen ist es eindeutig zu warm) schnüren wieder einmal unsere Wanderschuhe und verlassen den Campingplatz wieder über die Schotterstraße, die wir gestern noch befahren sind. Den Weg, den wir jetzt gehen wollen sind wir damals auch schon einmal gegangen: Er führt auf einen der niedrigeren Berge, auf dessen Gipfel aber eine Bergsteigerhütte steht, die man schon vom Campingplatz aus sehen kann und die eine grandiose Aussicht verspricht. Nachdem wir die asphaltierte Straße erreicht haben folgen wir dieser noch ca. 800m und biegen dann direkt in Richtung des Berges auf einen schmalen Pfad ab. Darauf folgt dann ein ca. 1 ½ stündiger Aufstieg zum Gipfel. Der Weg ist zwar nicht besonders schwer zu begehen aber doch recht anstrengend. Oben angekommen werden wir mit einem fantastischen Rundblick über diesen Teil der Lofoten belohnt!
Die Lofoten sehen wirklich aus, als hätte man die schroffsten Berge der Alpen bis auf die Höhe ihre höchsten Gipfel unter Wasser gesetzt. Die steilen Hänge lassen nicht mehr Vegetation als Gräser und Moose zu, die aber bedecken dafür auch fast alle Hänge. Das einzige was scheinbar nicht ins Bild passt ist die Bucht, in der unser Campingplatz liegt. Sie ist aus Sand und sieht in Verbindung mit dem türkisblauen Wasser aus wie ein karibischer Strand. Wir verbringen gut 20 min auf dem Gipfel und machen uns dann auf den Weg zurück zum Wohnmobil. Nach insgesamt gut 3 Stunden sind wir wieder zurück. Natürlich ist uns jetzt sehr warm und kurz überlegen wir im Wasser schwimmen zu gehen. Aber auch nur kurz, denn die Wassertemperatur von doch nur knapp 12 Grad und die vielen zum Teil riesigen Feuerquallen, die wir vom Boot aus gesehen hatten, hielten uns dann doch ab, den Sprung ins Wasser zu wagen.

Wir ruhen uns ein wenig aus und gegen Abend nehmen wir uns wieder das Boot, um noch mal unser Anglerglück zu testen. Zwei Stunden später sind wir mit 3 weiteren Seelachsen und einem kapitalen Dorsch wieder an Land. Die drei Seelachse frieren wir in unserem Gefrierschrank ein und den Dorsch bereiten wir wieder so zu wie gestern bereits. Er ist für uns beide eigentlich zu groß und wir sind pappsatt, so dass wir beschließen, die nächsten Tage Fisch, Fisch sein zu lassen. Heute haben es die Lofoten wirklich gut mit uns gemeint und wir sind beide schwer begeistert.

12. Juli 02

Gut, dass wir gestern die Möglichkeiten des Campingplatzes und seiner Umgebung so ausführlich genutzt haben, denn heute morgen schüttet es aus Kübeln. Von dem blauen Himmel, den wir noch hatten, als wir ins Bett gingen, ist nichts mehr zu sehen. Genauso wenig sehen wir noch die Berge um uns herum, da sie in Nebel und Regen verschwunden sind. Also packen wir alles ein und verlassen gegen 11.00 Uhr den Campingplatz in dem Gefühl, das er wieder einmal die lange Anreise wert war. Wir folgen der E10 in die nächst größere Stadt, in der es einen richtigen Supermarkt gibt und kaufen wieder für die nächsten Tage ein. Wir sind nicht viele Kilometer gefahren, da gibt uns ein Schild den Hinweis rechts in Richtung Nusfjord abzubiegen, der mir noch als ein besonders schöner in Erinnerung geblieben war. Dort abgekommen trauen wir uns aber kaum auszusteigen, da es immer noch Bindfäden regnet. Trotzdem machen wir noch eine kurze Runde durch das Dorf und betrachten die vielleicht am schönsten in Norwegen gelegenen Hytter (kleine Häuschen mit nur einem Raum, die man anstatt im Zelt zu übernachten auf fast jedem Campingplatz anmieten kann), die direkt am Hafenliegen und auf Stelzen über dem Wasser gebaut wurden. Leider kann der Nusfjord seine Reize aufgrund des schlechten Wetters nur bedingt ausspielen, also fahren wir durch einen kostenpflichtigen Tunnel bei Napp weiter bis Borge. Dort gibt es ein großes Wikingermuseum, dem für die nächsten Stunden unsere Aufmerksamkeit gelten soll. Schon von weitem sieht man auf einem Hügel gelegen den Nachbau eines Häuptlinghauses aus der Zeit um 750 n.Chr., welches direkt neben dem jetzigen Bau 1985 bei Ausgrabungen gefunden wurde. Dieses 83 m lange und 15 m breite Haus mit sichelförmigem Dachfirst stellte Regierungssitz, Versammlungssaal, Familienhaus und Bauernhof in einem dar. Auf dem weitläufigen Gelände konnten wir außerdem noch eine Schmiede aus der Eisenzeit und natürlich die obligatorischen Wikingerschiffe bestaunen. In der Schmiede gab es einen Schmied, der die Möglichkeiten und Künste der Schmiede von vor gut 1000 bis 1500 Jahren vorführte. Wie sich im Gespräch herausstellte, war dieser ein Deutscher aus dem Schwabenländle, der aber schon seit 8 Jahren in Tromsö lebte und arbeitete und verständlicherweise auch nicht die Absicht äußerte wieder nach Deutschland zurückzukommen. Wieder auf der Straße gelangen wir schließlich bei Fiskebol zu einer Fähre, die wir benutzen, um von den Lofoten auf die Vesteralen überzusetzen. Dort kommen wir gegen 21.00 Uhr im Hafen von Melbu an. Wir haben heute keine große Lust mehr besonders weit zu fahren, also halten wir am Straßenrand nach einem schönen Übernachtungsplatz Ausschau. Wir erreichen Stokmarknes und fahren an einen winzigen Flughafen vorbei, als Sonja plötzlich die Idee hatte, das es an Flugplätzen meist mehr als genug ebene Parkplätze gibt. Also drehen wir um und stellen uns, nachdem wir ordnungsgemäß 18 Kronen Parkgebühr bezahlt haben, direkt hinter das „Terminal“ (ein etwas aufgeblasener Tower) auf einen wundervoll ebenen Parkplatz mit Blick aufs Meer.

13. Juli 02

Eigentlich wollten wir früh aufzustehen, um möglichst rasch nach Andenes, einer Stadt ganz am nördlichen Ende der Vesteralen, zu fahren. Wir hatten gehört, dass dort um 11.00 Uhr die von uns angepeilte Walsafari beginnen soll. Wir hatten aber auch gehört, dass diese mehrmals täglich startet und außerdem sind wir am Vortag in Stokmarknes an dem relativ neuen „Hurtigrouten“- Museum vorbeigefahren, das uns auch interessierte. Also beschlossen wir den Tag gemütlich anzugehen und fuhren nach einem ausführlichen Frühstück zurück zum Museum. Hier wurden wir genau über die Ende des 19. Jahrhunderts von Richard With gegründete Postschiffstrecke von Bergen bis Kirkenes informiert, die heute, aufgrund ihrer einmaligen Streckenführung durch die gesamte Fjordküste Norwegens, von vielen zahlungskräftigen Touristen bereist wird. Am Hafen vor dem Museum steht die M/S Finnemarken, ein Schiff, das die Hurtigroute von 1967 – 1993 befuhr und das wir auch ausführlich durchstöbern durften.
Gegen 12.00 Uhr machten mir uns dann endlich auf den Weg quer durch die Vesteralen nach Andenes. Zunächst folgen wir immer noch der E10 bis Sortland. Dort verlassen wir die E10 und biegen links ab auf die 82, die uns immer nach Norden bis nach Andenes führt. Der südliche Teil der Vesteralen bis ungefähr Sortland ähnelt noch stark den Lofoten, aber schon hier fällt uns auf, dass die Berge nicht mehr ganz so archaisch wirken. Sie ähneln, je weiter man nach Norden kommt, immer mehr einem Mittelgebirge, d.h. sie sind nicht mehr so steil, spitz und zerklüftet. Außerdem gibt es am Fuße dieser Berge wesentlich mehr Land als auf den Lofoten. In der Tat fahren wir, nachdem wir auf der 82 angelangt sind durch extrem einsame Moorlandschaften, in der sogar an einer Stelle in großem Stile Torf abgebaut wird. Auch diese Landschaft hat natürlich ihren Reiz. Um 15.00 Uhr erreichen wir Andenes und folgen einem finnischen Wohnmobil, das anscheinend das gleiche Ziel hat wie wir: Das Walsafari – Zentrum in Andenes. Dort angekommen finden wir auf einem kleinen Parkplatz neben anderen Wohnmobilen einen Stellplatz. Das Zentrum selbst besteht aus einem Walmuseum, an dessen Rezeption man sich auch für die Wal Safaris anmelden kann. Wir fragen vorsichtig nach, ob wir morgen vielleicht noch einen Platz auf einem der Boote haben könnten und bekommen zu Antwort, dass wir auch um 17.00 Uhr noch mitfahren können. Wir willigen sofort ein und bekommen ein Platz reserviert. Da wir gesagt bekommen, dass die Tour um 17.00 Uhr mit einer einstündigen Tour durch das Museum beginnt und anschließend gegen 18.30 Uhr das Schiff für 5 - 7 Stunden ausläuft, gehen wir zurück zum Wohnmobil und bereiten alles vor, um auf dem Parkplatz den Rest der Nacht nach unserer Ankunft, zu verbringen. Bis 17.00 Uhr verbringen wir die Zeit damit, uns ein Abendbrot zu bereiten, damit wir für die bevorstehende Fahrt etwas im Bauch haben und dann geht das Abenteuer los!

Erfreut stellen wir fest, dass wir sogar einen deutschsprachigen Führer haben: Christopherus aus Dänemark. Mit ihm durchforsten wir das Museum und erfahren ein Menge über die Wale, denen wir später begegnen sollen: Pottwale. Zuerst erklärt er uns, warum wir bis Andenes fahren mussten, um überhaupt die Möglichkeit zu haben, Wale zu beobachten: Nicht weit von der Küste der Vesteralen, im speziellen der Küste vor Andenes, endet die europäische Kontinentalplatte. D.h. der Meeresgrund fällt sehr steil von ca. 200m auf über 3000m ab. Diese tiefen Gewässer bevorzugen die Pottwale, da sie dort ihre Lieblingsnahrung finden: Riesenkraken. Sie schwimmen also erst an der Oberfläche, tauchen anschließend bis zu 3000m!!! senkrecht hinab, fangen dort, auf eine dem Menschen unbekannte Weise, die Kraken, tauchen anschließend wieder senkrecht auf und erscheinen wieder genau dort an der Wasseroberfläche, wo sie abgetaucht sind (Dieser Umstand ist den Forschern absolut rätselhaft, die Touristen aber freut es, denn dadurch sind die Wale relativ leicht zu finden und zu beobachten). Allerdings kann man im nördlichen Polarmeer, wo wir uns ja befinden, nur männliche Pottwale beobachten, da nur diese ein genügend dicke Speckschicht haben, um in dem kalten, aber nahrungsreichen Gewässern überleben zu können. Die weiblichen Pottwale verbrauchen dermaßen viel Energie für die Säugung und Aufzucht der Jungen, dass ihre Speckschicht nicht dick genug wird und sie deshalb in wärmeren Gewässern, z.B. vor Südamerika, bleiben müssen. Nach einer Stunde sind wir um dieses und weiteres Wissen reicher und es geht endlich zum Schiff.
Allerdings stellt sich zuvor für jeden Teilnehmer noch die Frage, ob er Tabletten gegen die Seekrankheit nehmen soll, oder nicht. Obwohl sich heute kein Lüftchen regt und es, Gott sei Dank, auch nicht regnete, empfehlen die Guides jedem, der auch nur im Ansatz zur Seekrankheit neigt, Tabletten zu nehmen. Zu Recht, wie sich herausstellen sollte! Endlich dürfen wir auf unser Schiff die „Reine“, ein umgebauter Kutter, an Bord und schon verlassen wir den Hafen von Andenes. Kaum haben wir das offene Wasser erreicht, fängt das Schiff an zu schaukeln, wie ich es bei dem Wetter nicht erwartet hätte! Es stampfte und gierte, so dass schnell all denjenigen, die meinten ohne Tablette auszukommen, richtig übel wurde und auch so mancher sah sich gezwungen die Fische zu füttern! J Auf dem Weg zu den Walplätzen zeigten uns die Guides die interessanten Seevögel, die es zu bestaunen gibt. Wir sahen: Raubmöwen, Papageitaucher, Eissturmvögel und sogar Fregattvögel, die unserem Schiff folgten. Nach ca. einer halben Stunde Fahrt stieg einer der Besatzung in den, am höchsten Mast befestigten, Auskuck. Wieder 15 Minuten später waren die Vögel egal, den plötzlich rief er den Blas eines Pottwales aus! Auf dem Schiff wurde es schlagartig mucksmäuschen still und die Anspannung der Leute war förmlich in der Luft zu spüren. Langsam fuhren wir an das Tier heran, aber als wir auf ca. 200m heran war tauchte er ab und zeigte uns seine beeindruckende Schwanzflosse. Es war unbeschreiblich. Wenn die Theorie der Wissenschaftler stimmte musste der Wal, nach seiner hoffentlich erfolgreichen Jagd, wieder an der gleichen Stelle auftauchen. Und tatsächlich: Nach ungefähr einer halben Stunde tauchte er genau vor unserem Bug wieder auf. Wir waren alle fasziniert. Vor uns lag ein vergleichsweise kleiner, weil junger, Wal von ca. 14 m Länge und blies uns , wie uns erschien, fröhlichen und gelassen seinen nassen Atem entgegen. 5 Minuten später tauchte er wieder ab und während seine Schwanzflosse gen Himmel zeigten, blitzten und surrten um uns herum die Fotoapparate. Inzwischen hatte die Crew mit Hilfe von Unterwassermikrofonen einen weiteren Wal ausgemacht. Mit Volldampf fuhren wir in die vermutete Richtung und auch diesmal haben wir Glück: Ein diesmal erwachsenes Tier, um die 20m lang und fast 50 Tonnen schwer, taucht schon wieder direkt vor unserem Bug auf und verweilt dort bestimmt 10 Minuten. Auf dem Schiff ist es immer noch unglaublich ruhig. Man würde eine Stecknadel fallen hören, keiner wagt auch nur zu atmen. Wir kommen bis auf 15m an das wundervolle Tier heran, bis er schließlich tief Atem holt und elegant in den Tiefen verschwindet.
Was für ein beeindruckendes, atemberaubendes und zugleich tief berührendes Erlebnis! Gott sei Dank hat der Mensch es endlich gelernt, diese Tiere nicht abzuschlachten, sondern mit dem Respekt zu behandeln, den sie verdienen!

Um 12.00 Uhr laufen wir wieder im Hafen von Andenes ein und fallen leicht durchgefroren und todmüde ins nicht ferne Bett.

14. Juli 02

Ob es daran liegt, dass wir mit dem gestrigen Tag sowohl einen der Höhepunkte als auch den zeitlichen und nördlichen Scheitelpunkt unserer Reise erreicht haben oder die Tabletten von gestern Schuld daran sind, wissen wir nicht genau. Auf alle Fälle sind wir ziemlich erschlagen und ein wenig gereizt als wir heute morgen aufstehen und uns auf unseren, zugegebener Maßen, langen und umwegreichen Rückweg nach Darmstadt machen. Wir folgen der 82, auf der wir erst gestern noch nach Norden gestürmt sind, zurück Richtung Sortland. Praktisch zur Aussöhnung kommt relativ bald die Sonne zum Vorschein und die nun in Ruhe betrachtet Moor – und Sumpflandschaft der Vesteralen erscheint und uns nun doch sehr reizvoll und auf alle Fälle eine Reise wert!
In Sortland angekommen treffen wir erneut auf die E10 nur diesmal lenken wir unser Wohnmobil nach Osten in Richtung Lodingen. Wir haben uns überlegt, dass wir den relativ langen Umweg am Ofetfjord entlang über Narvik nicht fahren wollen, sondern statt dessen die etwa einstündige Fähre von Lodingen nach Bognes nehmen, zumal das Wetter auch hier auf den südlichen Vesteralen wirklich schön ist. Wir haben diesmal Glück, denn als wir in Lodingen ankommen müssen wir nur ca. 20 Minuten warten bis die Fähre kommt. Schnell bezahlen wir die Überfahrt und fahren auf die überraschend kleine und schmale Fähre. Da die Fahrt, wie erwähnt, über eine Stunde dauert, müssen alle Gäste an Deck gehen, also beeilen wir uns, um einen möglichst schönen Platz zu bekommen. Die Mühe soll sich lohnen, denn nun haben wir einen herrlichen Ausblick auf die langsam verschwindenden Vesteralen und die, weiter im Süden liegenden Lofoten und können gebührend Abschied nehmen, aber nicht ohne sicher zu sein, dass diese Reise zu den Lofoten und Vesteralen bestimmt nicht die Letzte war!

Eine Stunde später hat uns das norwegische Festland und die E6 wieder. Wir befahren nun die E6 südlich Richtung Fauske und sind positiv überrascht über die in diesem Abschnitt wundervolle Streckenführung der E6, die einmal direkt am Fjord entlang führt und kurz darauf eine Hochebene nach der nächsten zu erklimmen, um kurz darauf wieder am Fjord entlang zu führen.
Da es schon auf 18.00 Uhr zugeht wollen Sonja und ich langsam einen Campingplatz aufsuchen. Da wir die letzten beiden Tage praktisch „wild“ gecampt haben ist das Auffüllen des Wassertankes und eine ordentliche Dusche sowieso dringend nötig. Die Campingplätze, die nun folgen sprechen uns aber alle nicht richtig an, da die meisten, auch aufgrund des Mangels an bebaubaren Grund, direkt neben der Straße liegen. Kurz vor Fauske, in Sommarset finden wir dann doch einen Platz, der unseren Ansprüchen genügt und sehr schön direkt an einem See liegt. Zumindest dachten wir, es sei ein See, aber nur wenige Stunden später stellten wir fest, dass die Bucht, an der wir lagen, kein Wasser mehr führte. Es musste also doch ein Fjord sein. Aufgrund der ständigen Bergauf- und Bergabfahrt hatten wir tatsächlich den Überblick verloren, ob es sich bei den Gewässern am Rande der E6 nun um einen Gletschersee oder doch einen Fjord handelte. Nach einer ausführlichen Dusche gehen wir relativ früh zu Bett, um am nächsten richtig fit zu sein.

15.Juli 02

Wir schlafen relativ lange aus und müssen uns tatsächlich beeilen, da wir den Campingplatz bis um 12.00 Uhr verlassen müssen. Dafür sind wir heute morgen auch wieder wach und bereit zu neuen Taten! Wir folgen wieder der E6, durchqueren Fauske und schließen damit praktisch unseren Lofoten / Vesteralen Kreis, denn in Fauske haben wir vor 6 Tagen die E6 nach Bodö verlassen, um die Föhre nach Moskenes zu nehmen. Unser Weg führt erst mal grob in die Richtung zurück nach Mo I Rana, aber schon nach 50 Kilometern verlassen wir die E6 wieder, diesmal leider für immer (zumindest was diesen Urlaub angeht). Nun haben wir nämlich das Junkerdal erreicht und sowohl unser Wohnmobilführer als auch andere Wohnmobilurlauber haben uns geraten hier zunächst eine Wanderung zu machen und dann der Straße 95 durch das Junkerdal nach Schweden zu nehmen. Also halten wir auf dem großen Parkplatz einer Tankstelle, der den Ausgangsort zu der beschriebenen Wanderroute darstellt.
Wir schnüren ein weiteres Mal unsere Wanderschuhe und folgen einem kleinen Pfad, der zunächst über den Fluss führt, der das Junkerdal gegraben hat. Um trockenen Fußes über diesen zu gelangen haben die Norweger eine ziemlich lange freischwingende Hängebrücke gebaut, die komischerweise besonders unter meinen Gewicht arg ins Schwingen gerät.
Danach führt der Weg immer entlang des wild schäumenden und brausenden Fluss durch das sehr enge Junkerdal. Diese Tal ist so abgeschlossen, dass die eiskalten, nordischen Winde hier keine Chance haben und eine für diese Breiten geradezu üppige Vegetation gediehen konnte, so dass der wilde Fluss im Zusammenhang mit der Flora und Fauna diesen Weg wirklich sehenswert machen. Da in dem Fluss das Angel verboten war schaute Sonja immer wieder mal an ruhigeren Passagen nach Lachsen im Wasser und tatsächlich sahen wir einen kapitalen Fisch ruhig in der Strömung stehen, was uns sehr erfreute, da man die Lachse doch sonst doch nur auf dem heimischen Teller sieht.
Nach gut einer Stunde Fußmarsch hatte einen Gerölllawine den Weg in den Fluss gerissen, so dass man nur mit etwas Kletterei weitergekommen wäre. Wir beschlossen daher umzukehren und den Rest des doch sehr sonnigen Tages in Schweden zu verbringen. Nach insgesamt bestimmt 2 Stunden waren wir wieder im Wohnmobil und folgten nun der 95 bergauf nach Schweden. Es kostet uns einige Mühe doch schließlich hatten wir die norwegischen Berge bezwungen und erreichten, nun auf einer Hochebene fahrend, nach gut 20 Kilometern die schwedische Grenze. Diese Grenze überqueren wir ein wenig wehmütig , freuen uns aber dann doch über die erstaunlich breite Straße und die wald- und seenreiche Landschaft Nordschwedens. Zügig überqueren wir wieder den nördlichen Polarkreis und sehen vor uns die erwartete Landschaft: Riesige Seen und Wald soweit das Auge reicht!
Hier muss es doch auch mit der Elchsichtung klappen! Wir fahren noch gut 100 Kilometer auf der 95 und sehen schließlich ein Schild, das uns auf einen Picknickplatz hinweist. Da wir genug für heute abend biegen wir ab. Der Weg führt erst ein paar 100 Meter von der Straße weg und geht dann steil auf einen Hügel hinauf. Oben angekommen erwartete uns eine wunderbar ebene Fläche mit Blick über einen riesigen See und die angrenzenden Wälder. Im lichten Buschwerk noch ein paar Meter weiter kommt man zu Fuß zu mehreren Picknicktischen und Feuerstellen samt bereitgestellten Feuerholz! Herrlich – der schönste „wilde“ Campingplatz, den wir bis jetzt angefahren sind.
Als wir ankommen steht schon ein Wohnmobil aus Sachsen da und später gesellt sich noch ein weiteres aus Krefeld dazu. In beiden Wohnmobilen sitzt jeweils ein Rentnerehepaar, die den gesamten Sommer über mit Ihren Gefährten durch Skandinavien touren. Zunächst bereite ich uns ein Risotto, das wir auf einem der Tische zusammen mit einem Schluck unseres kostbaren Weines und dem herrlichen Ausblick genießen. Danach sitzen wir mit den beiden Ehepaaren um ein gemütliches Lagefeuer herum und unterhalten uns bis in die Nacht hinein, die sich auf hier immer noch nicht mit Dunkelheit bemerkbar macht.

16. Juli 02

Als wir heute morgen aufwachen sind die anderen beiden Wohnmobile schon wieder so gut wie unterwegs, da wir wieder einmal eigentlich viel zu lange geschlafen haben. Wir wünschen uns noch gegenseitig eine gute Weiterreise und dann sind sie unterwegs und wir sehen auch zu, dass wir langsam aus den Puschen kommen. Nach dem Frühstück sind wir gegen 12.30 Uhr auf der 95 unterwegs in Richtung Arvidsjaur. Die Entfernung dorthin beträgt nur noch knapp 80 Kilometer. Eigentlich kann man auf diesem Teilstück der Straße 110 km/h fahren, doch das sollte man besser nicht. Klar wurde uns das, als unser Vordermann plötzlich eine Vollbremsung mitten auf freier Strecke vollführte. Der Grund ist einfach und einleuchtend: Rentiere auf der Fahrbahn. Sie standen auf der Mitte der Straße und die entgegenkommenden Autos interessierten sie eher wenig. Nachdem wir fast direkt vor ihnen standen setzten sie sich dann doch langsam in Bewegung. Aber mitnichten um die Straße zu räumen! Sie liefen nun im Zickzackkurs quer über die Straße, so das kein Auto vorbei kann.
Diese Szenen erleben wir bis zur Ostküste Schwedens, d.h. die nächsten 250 Kilometer, ein paar Dutzend Mal und das sehr zu unserer Belustigung! Eine Stunde später sind wir in Arvidsjaur angekommen. Ich kann mich erinnern hier mit meinen Eltern zusammen Samen getroffen zu haben und wir finden wirklich im Stadtzentrum eine alte Samensiedlung. Leider ist diese aber leer, da die Samen hierher nur noch in den letzten Wochen des Augustes kommen, wenn sie ein paar traditionelle Fest feiern. Im Moment ist die Stadt also praktisch verwaist, da die Samen ihrer ganz normalen Beschäftigung nachgehen.
In Skelleftea, also der schwedischen Ostküste angekommen haben wir uns die E4 nach Süden ausgesucht, da diese die einige Straße ist, die ziemlich nah an der Küste entlang führt. Wir haben dann geplant einen schönen Campingplatz an der Küste anzufahren, sobald uns einer zusagt. Aber wir werden enttäuscht! Die letzten 300 Kilometer von Norwegen bis zur Küste waren schon recht eintönig, da es dort halt nur lichten Wald und Seen gibt, aber Dank der Erwartung einer eventuellen Sichtung eines Elches und der Intermezzi mit den Rentieren war die Strecke recht kurzweilig. Was uns jetzt erwartete war in unseren Augen furchtbar: Die Straße war zwar breit und gut zu befahren, aber sie führte durch dichte Waldgebiete. Rechts und Links der Straße waren Zäune um den Wildwechsel zu verhindern und das war es! Wir fuhren 50 Kilometer weiter in der Hoffnung endlich etwas von der Küste zu Gesicht bekommen: Fehlanzeige. Wir fahren weiter 150 Kilometer und wieder ändert sich nichts! So haben wir uns Nordschweden nicht vorgestellt. Wir beschließen diese Gegend so schnell wie möglich zu durchqueren, da ich weiß, das es in der Umgebung von Stockholm wieder ganz anders aussieht. Das Problem ist nur, dass Stockholm noch knapp 700 km entfernt ist...

Also stärken wir uns kurz und geben Gas. An diesem Tag fahren wir noch weitere 350 km und fahren gegen 22.00 Uhr einen Picknickplatz neben der E4 an und legen uns ins Bett. Jetzt sind es noch ca. 400 km bis Stockholm, die wir uns für morgen vornehmen.

17. Juli 02

Wir wachen beide schon gegen 08.00 Uhr auf, weil es in unserem Alkoven schon wieder einmal tropisch Temperaturen hat. Das kann nur bedeuten, das draußen wieder die Sonne mit voller Kraft auf unser Wohnmobil scheint und tatsächlich: Auch wenn wir bis jetzt von Nordschweden enttäuscht sind, das Wetter ist hervorragend! Eigentlich viel zu schön um wie die Verrückten nach Süden zu rauschen. Also nehmen wir uns vor einmal ein Auge auf Campingplätze auch schon vor Stockholm zu werfen und fahren erst einmal los. Erst nach 350 weiteren Kilometern führt endlich bei der Ortschaft Tierp eine kleine Straße von der E4 weg und zwar in Richtung Scherenküste. Gegen 15.00 Uhr finden wir bei Österhammeinen Campingplatz, der zwar relativ voll, dafür aber auch direkt am Wasser gelegen ist. Hier bekommen wir einen schönen Standplatz an einer kleine Badebucht und spannen erst einmal aus. Die letzten beiden Tage sind wir fast 1100 Kilometer gefahren, dafür haben wir aber auch die Einöde Nordschwedens hinter uns gelassen. Wir räumen unseren kleinen Grill hervor, Sonja macht einen leckeren Kartoffelsalat und anschließend gehen wir das erste Mal in unserem Urlaub schwimmen. Gerne würde wir auch den Rest des lauen Sommertages im Freien verbringen, aber leider werden wir dort trotz Autan von kleinen, fiesen Mücken fast aufgefressen.
Wir fliehen gegen 22.00 Uhr in das Wohnmobil und gehen in Erwartung eines schönen Campingplatz, den uns meine Eltern empfohlen haben und den wir morgen erreichen wollen, ins Bett...

18. Juli 02

Heute morgen stehen wir gegen 09.00 Uhr auf und stellen beide, leicht genervt, fest, dass wir total zerstochen sind. An meinem linken Fuß habe ich von den Zehenspitzen bis zum Fußgelenk alleine 11 Stiche und Sonja hat einen Stich am Oberschenkel der circa handflächengroß angeschwollen ist. Gott sei Dank haben wir eine 10 % Amoniaklösung von Walter Pösentrup dabei, die er aus Südfrankrich kennt und die wahre Wunder bewirken soll, und tatsächlich: Die Stiche verschwinden zwar nicht sofort, hören aber schlagartig auf zu jucken! Trotzdem sehen wir zu, dass wir möglichst schnell weiter kommen. Wir bringen unser Wohnmobil auf Vordermann, tanken Frischwasser und gehen noch schnell im ortsansässigen „Konsum“ für die nächsten Tage einkaufen. Dann machen wir uns auf um über Stockholm in Richtung Västervik. Wir haben uns beide darauf geeinigt, dass wir Stockholm, von der wir beide wissen, dass es die schönste der skandinavischen Städte und auf alle Fälle ein Besuch wert ist, auslassen. Wir wollen uns nicht den Stress antun mit dem Wohnmobil in die Großstadt zu fahren, sondern nehmen uns vor mit Hilfe unserer günstigen Tickets der Lufthansa ein anderes Mal nach Stockholm zu kommen. Ich dachte, dass es nun nicht mehr weit sein kann bis Loftahammar, unserem heutigen Tagesziel, doch weitgefehlt! Nachdem wir den Weg durch Stockholm gefunden haben folgen wir der E4 über Nyköping nach Norrköping, dass an einer Art Fjord liegt, der relativ weit bis ins Landesinnere führt. In Norrköping verlassen wir endlich die Autobahn und folgen nun der E22 zurück an die Küste. Gut einen Stunde später erreichen wir, nachdem wir nach Verlassen des Campingplatzes heute morgen schon wieder 400 Kilometer zurückgelegt haben, glücklich den Campingplatz in Loftahammer. Dieser ist sehr idyllisch auf einer Halbinsel gelegen, die zwei verschiedene „Küsten“ hat. Auf der einen Seite gibt es eine zum Teil ziemlich steile Felsenküste und auf der anderen einen, zugegeben, sehr groben Sandstrand. Die ganze Insel ist mit lockerem Wald bewachsen, nur zum Strand gibt es größere Wiesen. Wir entscheiden uns für die Steilküste und bekommen einen wunderschönen Stellplatz an der Spitze der Landzunge mit Blick auf das Wasser und dahinter, am anderen Ufer, auf Loftahammar. Nachdem wir fertig aufgebaut haben, ruhen wir uns zuerst ein wenig aus und braten dann ein schönes Pfeffersteak in unserer neuen Pfanne. Anschließend machen wir einen Rundgang um die Halbinsel und genießen die hier ungestörte Ruhe. Nach unserem Rundgang wollen wir eigentlich noch ein wenig vor unserem Wohnmobil sitzen und lesen, aber zwei Dinge halten uns ab: Erstens die leider auch hier alles beherrschenden Mücken und zweites die Dunkelheit. Erst jetzt fällt es uns auf, dass es seit drei Tagen abends gegen 22.00 Uhr richtig dunkel wird! Also ziehen wir uns in unser Wohnmobil zurück, kuscheln uns in den Alkoven und nutzen hier das erste Mal die Leselampe...

19. Juli 02

Nach dem Aufstehen gilt unser erster Blick dem Wetter. Gestern gegen Abend hatte es immer wieder einmal ein paar Regentropfen gegeben, doch heute morgen sah es zunächst einmal nicht schlecht aus. Die Sonne schien zwar nicht so kräftig wie noch die Tage zuvor, aber immerhin war es warm und trocken. Also bauten wir unter unserem Vordach die Stühle und Sonjas Triptrap – Tischchen auf und machten ein gemütliches Frühstück. Kaum haben wir dieses beendet fängt es zu tröpfeln und in der Ferne hört man sogar Donner grummeln. Wir verschieden unsere Vorhaben bezüglich Kanu mieten und die Scheren per Boot zu erkunden und ziehen uns erst mal ins sichere Wohnmobil zurück. Es dauert nicht lange und das Gewitter legt los. Wir hören von meinem Vater, dass es am Vorabend über 50L pro qm in Deutschland geregnet haben soll und wir liegen hier in Mittelschweden bestimmt nicht viel schlechter, denn es blieb nicht bei einem Gewitter. Es folgte Stunde auf Stunde Gewitter auf Gewitter und Platzregen auf Platzregen, so dass sich die Wege des Campingplatzes langsam aber sicher in kleine Bäche verwandelten. Wir gewinnen dem Wetter die romantische Seite ab und lassen den Tag ruhig und lesend vergehen, was uns nach dem langen Fahrstrecken der letzten Tage auch wirklich gut tut. Gegen Abend beruhigt sich das Wetter und langsam trocknet der durchtränkte Boden aus. Da Sonja sich nicht von ihrem Buch lösen kann, mache ich noch einmal unsere Angeln fertig und versuche noch einmal mein Glück am Fuße der Felsen vor unserem Wohnmobil. Die ganze Aktion wird aber, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Reinfall: Ich stand, mit Turnschuhen bekleidet auf einem kleinen Stein, der nicht weit aus dem Wasser ragte und rundherum von Wasser umspült war und angelte. Mit einmal kann ein relativ großes, leicht protziges Motorboot vorbei, das ein ziemlich Bugwelle hinter sich herzog. Mir war schnell klar, dass der Stein, auf dem ich stand, von den heraneilenden Wellen überspült werden würde und ich nasse Füße bekommen könnte. Also machte ich schnell ein Schritt auf den nächst größeren Stein. Da dieser aber durch Algen und Wasser recht rutschig war, endete ich wenig würdevoll im Wasser, sehr zur späteren Belustigung meiner Frau...ach, ja: einen Fisch habe ich natürlich auch nicht gefangen!

Später bereiten wir ein gutes Abendbrot, das aus Tortellini in Parmesan – Sahnesoße besteht, vor und auch der abschließende Jubiläums – Aquavit, den wir noch von der Kiel – Oslo Fähre hatten, ist unserer guten Laune auch eher förderlich.

20. Juli 02

Erst spät gegen 11.00 Uhr wachen wir auf und während wir noch überlegen einen Tag auf diesem Campingplatz dranzuhängen hören wir, wie es auf dem Dach unserer Behausung anfängt zu trommeln. Wieder Regen! Schnell ist der Entschluss gefasst doch weiterzufahren und nach einer Tasse Cappuchino sind wir auch schon auf dem Weg. Unser erstes Ziel heute heißt Västervik, das wir sowohl zum Einkaufen nutzen wollen als auch zu einen Bummel durch die Innenstadt. Letzteres wollen wir zuerst und so folgen wir den Schildern in das Zentrum. Direkt vor dem Rathaus finden wir einen riesigen Parkplatz auf dem wir auch, nach etwas längeren Warten, eine Parklücke finden, in die unser Wohnmobil passt. Wir gönnen uns immer noch kein richtiges Frühstück und gehen statt dessen in die mehrere Fußgängerzonen umfassende Innenstadt von Västervik. Nach kurzem Bummeln erreichen wir den Hafen, in dem viel Verkehr herrscht, da hier die Fähren nach Estland und Lettland abfahren. Irgendwie fühlen wir uns beide aber nicht wohl in unseren Sachen, denn die Sonne hatte sich inzwischen durch die Wolken gekämpft und es wurde nun fast unerträglich schwül und warm. Wir brechen unsere Stadtbesichtigung ab und begeben uns zurück zu Wohnmobil, wo wir uns kurze Sachen anziehen und uns endlich ein Frühstück mit frischen Brötchen schmecken lassen. Begeistert waren wir von Västervik aber nicht gerade. Vielleicht lag es am Samstagsvormittagseinkauf der anderen Leute, aber irgendwie konnten wir keinen besonderen skandinavischen Stil in dieser Stadt erkennen. Nach unserem Frühstück fahren wir zurück zur Hauptstraße, an der wir ein großes Einkaufszentrum gesehen hatten und erledigen dort die Einkäufe für die nächsten paar Tage um danach der E22 weiter über Oskarshamm Richtung Kalma zu folgen. Plötzlich stellt Sonja fest, dass wir uns wieder auf einer der Routen unseres noch aus Norwegen bekannten Wohnmobilführers befinden, was uns sehr freut, denn auf diese Weise wissen wir wenigsten, was es rechts und links der Straßen für besichtigungswerte Orte und Wanderwege gibt. Es dauert auch gar nicht lange bis mich Sonja kurz vor Oskarshamm anweist, nach rechts abzubiegen, was ich tat und woraufhin wir uns wieder richtig wohl und nach Norwegen zurückversetzt fühlen. Denn nun biegen wir auf einen kleinen schmalen Schotterweg ein auf dem uns kein Gegenverkehr entgegen kommen durfte. Wir folgen dem Weg, der rechts und links von den in Skandinavien typischen Holzzäunen gesäumt ist, circa 3 Kilometer und kommen schließlich nach: Bullerbü, so glauben wir zumindest auf den ersten Blick.
Vor uns liegt Störnsjö. Ein um 1351 gegründeter Bauernhof, der durch etliche Erbteilungen bis ins 19. Jahrhundert fast Dorfgröße erreicht hatte. 1940 waren die Bewohner gezwungen ihren Hof aus wirtschaftlichen Gründen aufzugeben und 1960 kaufte die „Königliche Akademie der Literatur, Geschichte und Altertümer“ die Häuser gerade noch rechtzeitig vor deren völligen Verfall auf, restaurierte die Häuser und nutzt seitdem die umliegende Kulturlandschaft durch historischen Ackerbau und Vieh wieder so, wie es die schwedischen Vorfahren jahrhundertlang getan hatten.
Wie gesagt, Sonja und ich waren uns aber sicher Astrid Lindgrens Bullerbü gefunden zu haben. Denn vor uns sahen wir einen Haufen rot gestrichener Holzhäuser mit kleinen Kieswegen, in offener, relativ felsiger Landschaft, dahinter ein großer See und im Hintergrund ein dichter Nadelwald. Da wir die Häuser leider nicht von Innen besichtigen dürfen, sie sind alle an Privat vermietet oder verpachtet, machen wir einen schönen Spaziergang auf markierten Wegen durch die Kulturlandschaft. Da das Wetter auch ausnahmsweise mitspielte, trafen wir sogar ein deutsches Ehepaar, das in der Nähe ein Ferienhäuschen hat und das, mit Körben bewaffnet, auf der Suche nach Erdbeeren und Pfifferlinge ist. Da sie uns ihre geheimen Pfifferlingsplätze, auch unter direkter Androhung von Gewalt, nicht verraten wollen, setzen wir unseren Weg gemütlich fort. Dies ist endlich mal wieder ein Abstecher, der uns richtig gefällt. Wieder zurück auf der E22 sind wir nun auf der Suche nach einem Campingplatz und erspähen auch wenig später ein entsprechenden Wegweiser. Dieser führt uns direkt an die Küste in ein idyllisches Dörfchen mit dem Namen , in dem es auch einen sehr netten Campingplatz direkt am Strand gibt. Nach der, mehr oder weniger, problemlosen Suche nach einem geeigneten Stellplatz bereiten wir uns zunächst ein Abendbrot und gehen danach auf dem platzeigenen Minigolfplatz. Dort schlägt mich Sonja vernichtend und ich gehe müde und getroffen ins Bett, um dort die Reste meines Buches zu verschlingen..

21. Juli 02

An diesem Tag haben wir uns den Besuch der zahlreichen Glasmanufaktoren vorgenommen.Die beiden Fabriken von Costa Boda und Oreforrs liegen praktisch auf unserem Weg nach Malmö, wo wir den Öresund am nächsten Tag überqueren wollen. Zuerst kommen wir in das beschauliche Boda. Hier kann man an jeder Strassenecke sehen, dass hier wohl mit Glasbläserkunst Geld verdient wird. Wir suchen den Fabrikverkauf in der Hoffnung auf ein Schnäppchenauf und finden tatsächlich eine wunderbare Schale für meine Mutter, deren Geburtstag nicht mehr fern ist. Einige Orte später finden wir bei Oreforrs ei paar Wassergläser, die wir zu einem Zehntel des in Deutschland üblichen Preises mitnehmen. Nun Haben wir zusammen mit der Decke aus dem Polarsirkelen Center aber auch genug Mitbringsel dabei...

Wir genießen das tolle Wetter und die ruhige Landschaft, die sich, wie erwartet, aus vielen Seen und Wäldern formt und sind gegen abend wieder auf der Suche nach einem schönen Platz fpr die Übernachtung. Eigentlich wollen wir noch einmal "wild" Campen, da wir genau wissen, daß es in den nächsten Tagen nicht mehr möglich sein wird. Morgen steht Kopenhagen auf dem Plan und danach gehr es schon wieder nach Deutschland zurück. Leider finden wir aber nichts Passendes, denn entweder ist uns ein möglicher Stellplatz zu Nahe an einer befahrenden Strasse gelegen oder aber die Wege, die einladend aussehen, sind in Privatbesitz. Also steuern wir doch wieder einen Campingplatz an. Dieser ist fest in den Händenvon "Sportfischern", die praktisch aus dem Wohnwagen herua in einemn der vielen Seen hier fischen. Da aber eine saftige Gebühr dafür fällig ist, beschränken wir uns selber darauf, den Anglern aus der Ferne zu zusehen.
22.Juli 02

Als wir heute zu unserer Etappe nach Kopenhagen aufbrechen ist das Wetter sehr ungemütlich! Es regent und, viel schlimmer, stürmt gewaltig! An der Öresund Brücke angekommen, teilt uns der Betreiber auch gleich mit, das die Brücke für LKW und Wohnwagen Gespanne aufgrund der Sturmböen geschlossen ist. PKW dürfen rüber, Wohnmobile auch, aber, so bekamen wir mitgeteilt, empfehlen würde er die Überfaht nicht. Wir überlegen kurz unseres weiteres Vorgehen und ich setze mich schließlich durch und wir wagen die Überfahrt: Schneller als 30 km/h traue ich mich dann doch nicht zu fahren, aber so langsam geht es trotz der Böen irgendwie doch.

In Kopenhagen fahren wir einen Campingplatz etwas außerhalb der Stadt an, der einen guten Anschluß an das öffentliche Busnetz hat. Den Rest des Abends verbringen wir mit laufender Heizung und Kerzenschein gemütlich

im Wohnmobil.
24.Juli 02

Heute hat sich das Wetter wieder beruhigt und wir machen uns direkt auf den Weg in die Stadt. Zuerst nutzen wir eine Stadtrundfahrt vom Wasser aus und erlaufen uns dann einen großen Teil der Innenstadt inklusive Tivoli.
Gegen späten Nachmittag ist es nun soweit: Wir fahren nach Hause! In Rödby treffen wir noch auf meine Eltern und meinen Bruder, die auf dem Weg nach Bornholm sind und laden sie zu Spaghetti Bolognese in unseres fahrbares Domizil ein. Nach dem Essen verabschieden wir uns und setzen dann mit der Fähre nach Puttgarden über. Die Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz in der Nähe von Hamburg, auf dem unsere Vorurteile den deutschen "Dauercampern" gegenüber auf einen Schlag alle bestätigt werden.

25. Juli 02

Nach einem letzten, gemütlichen Frühstück in unserem Womo machen wir uns auf die letzten, ereignislosen 600 km nach Darmstadt.